Das verdrängte Lager
In Thalerhof landen. Für Tausende österreichische Staatsbürger, Ukrainer aus Galizien und der Bukowina, gab es während des Ersten Weltkriegs nur wenig Schlimmeres: Das k.u.k. Interniertenlager zwischen 1914 und 1917 und dessen tragische Bedeutung sind in der Steiermark praktisch vollkommen in Vergessenheit geraten. Mit Ausnahme eines schmucklosen Karners, der am Friedhof von Feldkirchen bei Graz verloren im Eck steht, und einer „Lagergasse“ weist nichts mehr darauf hin. Selbst Bewohner des Dörfchens am Rande des Grazer Flughafens wissen oftmals nicht, was sich vor neunzig Jahren auf ihren Grundstücken abgespielt hat. Abgesehen von vereinzelten Anekdoten: Man habe sich immer erzählt, dass die Familie H. im Haus gegenüber – so eine Anrainerin zum Falter – eigentlich in einer ehemaligen Aufbahrungshalle lebe. In der Tat, das Haus in der Rennergasse unweit des Flughafens steht genau am Rande des seinerzeitigen „Isolierspitals“, im dem wohl zahlreiche Internierte starben.