Was Bayern für Andreas Hofer war, ist jedes Törggelen für Vegetarier

Essen / Trinken, FALTER 46/2021 vom 16.11.2021

Foto: Reinhard Hackl

Nein, es ist nicht der Südtiroler Ausdruck für die baldigen Krampusumzüge. Und nein, auch kein Dialektwort für Liebkosungen unter der Bettdecke. Am ehesten ist der sogenannte Törggelen-Brauch mit einem Erntedankfest vergleichbar.

Törggelen kommt vom lateinischen torculus (Weinpresse), schon vor hunderten Jahren haben die Südtiroler beim herbstlichen Törggelenfest den jungen Wein ausgeschenkt. Dabei könnte man jede Törggelentafel für eine Jahreshauptversammlung der Fleischfresser halten.

Schon der erste Gang -traditionell Gerstensuppe - wird mit Speck verfeinert. Dann kommen Schmalzbrot und Schlachtplatte: eine Anordnung von Fleisch-und Wurstsorten, dazwischen Kleckser von Sauerkraut. Wenn dann noch was geht, kommen Krapfen, Mandarinen, Nüsse und natürlich reichlich Wein auf den Tisch.

Vegetarier haben wenig vom Fest. Doch die Falter-Kombüse hat eine kugelrunde Törggelen-Ergänzung entwickelt: Etwas Milch über Brot vom Vortag gießen. Währenddessen eine Rote Rübe kochen, schälen, klein schneiden, sowie einen Lauch, den kurz in Öl oder Butter anbraten. Rote Rübe, Brot, Lauch, ein Ei, Salz und einen Esslöffel Mehl vermischen. Zu Knödeln formen und in siedendem Wasser zehn Minuten ziehen lassen. Schmeckt gut mit Rucola und Parmesan.

Wenn Sie sich dann noch bewegen können, tritt nun ein Protagonist auf, der fast jeder Essensvorliebe entspricht: Kastanien. Die heißen in Tirol "Keschtn" und sind ein Törggelen-Maskottchen. Ein Trick, um sie nicht gar so mühevoll aus der Schale kletzeln zu müssen: unter das Blech im Ofen eine Schüssel Wasser stellen. Kastanien sofort nach dem Rausholen in ein nasses Tuch wickeln. Hilft manchmal.

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