Tut es dir im Herzen weh, greif kräftig zu beim Chicorée

Essen / Trinken, FALTER 7/2020 vom 12.02.2020

Der Winter, wir wissen es, er bläst uns mitunter kalt um die Ohren. Und ums Herz. Seelenessen ist gefragt, diese kulinarische Gabe, die jenseits kardiovaskulärer Aspekte das Gemüt heben soll. Meist ist man dafür in dicke Decken eingepackt. Sei es auf der Schneeterrasse, meistens aber auf der Couch.

Seelenessen besteht oft aus viel Fett, viel Zucker oder aus viel einfach nur viel. Es gibt eine Ausnahme, und die schmeckt so wohlig bitter nach Winter, wie sie uns dem Herzinfarkt keinen Schritt weiter entgegenbringt. In durchaus gesunder Aufmachung kommt der Chicorée daher. Ein einziger Fächer aus fleischigen Blättern, die knacken beim ersten Biss.

Man kennt den Chicorée von gelblich-ockerfarbenen 70er-Jahre- Bildern, wo die kellenförmigen Blätter mit ihren hübschen grünen oder orangestichige Spitzlein den Käseigel begleiteten. Aber der Chicorée, botanische Ordnung Asternartige, kann mehr.

Ursprünglich stammt er aus Belgien, wo Bauern, man weiß nicht mehr recht, wie und wann, irgendwann entdeckten, dass man nicht nur die Wurzeln zu Kaffee, sondern auch die Triebe zum Essen verwenden konnte.

Zum Beispiel im Wintersalat: Dafür drei Chicorée-Kolben in dünne Scheiben schneiden, zwei große Orangen und eine Mango würfeln und druntermischen, mit Walnüssen und Cashewnüssen garnieren. Man kann Honig drüberträufeln, man sollte das Gericht mit Zitronenöl und weißem Balsamico abschmecken. Salz und kräftig Pfeffer drauf. Dazu passt ein feines Baguette.

Der Chicorée wächst übrigens unter dicken Matten und ohne Sonnenlicht heran. Das hemmt die Bitterstoffe und macht den blassen Teint. Ein bisschen wie bei den Menschen im Winter.

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