Agenda 2032: Mahlzeit mit Alternativfleisch

Lisz Hirn
am 09.01.2022

2032: Die überleben wollen,…

… essen anders. Unsere Ernährung ist wortwörtlich „ess-istenziell“ geworden. Als sich die globale Fleischproduktion bis zu den 2020er Jahren von 78 auf 308 Millionen Tonnen pro Jahr vervierfacht hatte, wurde ein radikales Einlenken seitens der internationalen Gemeinschaft nötig. Neben dem europäischen wuchs vor allem der asiatische Markt stärker als erwartet. Die politische Intervention rief einigen Protest hervor, konnte sich aber durch das gleichzeitige Angebot von hochwertigen Alternativprodukten durchsetzen und sogar die großen Player des Billigfleischkonsums außer Kraft setzen. McDonald´s ist pleite gegangen, die riesigen argentinischen Rinderfarmen sind außer Betrieb und das Wiener Schnitzel ist von den meisten Speisekarten verschwunden.

Die Welt scheint zumindest gastronomisch einen Tick „besser“ geworden zu sein, seit die Großproduzenten von der Politik zur Kostenwahrheit gezwungen wurden. Das heißt aber nicht, dass die Karnivoren und Fleischliebhaber ausgestorben oder allesamt zum Veganismus konvertiert wären. Dauerhaft hätten weder Soja noch ein anderer pflanzlicher Eiweißersatz den weltweiten Bedarf an Proteinen kompensieren können. Außerdem war ja neben dem Methanausstoß der Rinder auch der (Futtermittel)-Anbau von Soja problematisch. Für den wurden gerade in den letzten dreißig Jahren Unmengen an Wald abgeholzt. Das alles gehört 2032 der Vergangenheit an. Ehemalige Fleischerzeugungsbetriebe haben umgesattelt. Die im globalen Süden investieren hauptsächlich in die Produktion von essbaren Insekten, die im globalen Norden in die Entwicklung von In-Vitro- oder Kulturfleisch.

Tierschützer sind dennoch nicht zufrieden mit der Situation, denn für beide Varianten müssen weiterhin Tiere getötet werden. Die Ingredienz von Insektenfleisch sind eben Insekten, und die künstliche Erzeugung von Kulturfleisch kommt noch immer nicht ohne ein Mindestmaß an „Rinderpartikeln“ aus. Damit sich das ändert, wird eifrig geforscht. Die Investitionen in den Sektor Alternativfleisch sind endlos, wirken sich aber nur peripher auf die Endpreise im Supermarkt aus. Am günstigsten ist es für die Konsumenten, gar kein Fleisch zu essen. Oder ihr Schnitzel als gelegentlichen Luxus zu betrachten, auf den sie im vergangenen Jahrzehnt zu verzichten gelernt haben.

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