Die Wahrheit hat immer öfter Kurz-Beine


PETER MICHAEL LINGENS

02.05.2019

Je weniger sich die Nähe des Gedankengutes der FP-Kader zu dem von Keller-Nazis und Identitären verbergen lässt, desto weiter muss sich Sebastian Kurz von der Wahrheit entfernen, um die Koalition mit der Strache-FPÖ zu verteidigen. Von Armin Wolf einmal mehr mit dieser Nähe konfrontiert, verstieg er sich zu folgendem Vergleich: die FPÖ streife zwar gelegentlich an widerliche Ränder, dafür habe man mit ihr erfolgreich eine steuerliche Entlastung beschließen können – mit der SPÖ, die den Massenmörder Lenin anbete, habe man das nicht können.

Das fordert, in einem Medium ausgesprochen, beinahe eine Klage wegen übler Nachrede heraus. Dass Sozialisten und „Revolutionäre Sozialisten“ Lenin anbeteten, ist bald hundert Jahre her – die SPÖ der Nachkriegszeit ist an Verurteilung des stalinistischen Kommunismus von keiner Partei zu überbieten (und ihr Abstand zu Vladimir Putin, der diese Ära zu rehabilitieren sucht, ist um Kilometer größer als der der FPÖ). Steuerliche Entlastungen scheiterten im Rahmen der rotschwarzen Koalition ausschließlich am Widerstand volkswirtschaftlich ahnungsloser schwarzer Finanzminister, voran Michael Spindelegger.