Digitale Musik für eine brutale Zeit


KATHARINA SEIDLER

11.10.2018

Wenn es um das Experimentieren mit digitaler Musik und politischer Botschaft geht, regt sich gerade einiges in Wien, ganz aktuell etwa das in seiner fünften Ausgabe noch bis 13. Oktober ratternde Unsafe+Sounds. Ein dem Selbstverständnis nach „antidisziplinäres“ Festival, das in Locations wie Nordbahnhalle, Fluc Wanne und Venster99 stattfindet. Die elektronischen Klänge der lokalen und internationalen Acts sind rau, laut, hardcore und experimentell. Der Spirit aber ist liebevoll und zärtlich, er dient als Antidot zu unseren „Brutal Times“ (so das Festivalmotto). Unsafe+Sounds ist ein Beweis für das progressive Moment der elektronischen Musik, das seinen Ausdruck vor und hinter den Instrumenten, Computer und DJ-Pulten findet. Der ganzheitliche Zugang des Festivals gibt den einzelnen Nächten eine besondere und einladende Atmosphäre, in der sich Kraftreserven in diesen brutalen Zeiten regenerieren lassen.

VORSCHAU

DONNERSTAG (11.10.): Die unabhängigen Kunsträume der Stadt präsentieren sich drei Tage lang beim Independent Space Index 2018, zur Eröffnung bietet die Partyreihe Common Contact im Celeste kontemporäre Underground-Clubsounds.

FREITAG: Unsafe+Sounds tritt den Endspurt an. Im Dreiraum und der kleinen Halle der Arena wird die „Katharsis!“ mit den technoiden und experimentellen Sets der iranischen Soundkünstlerin Rojin Sharafi oder der Düster-Kollaboration Satori & Abattoir herbeigetanzt. Boris Brejcha bringt seine äußerst erfolgreiche Sorte des Minimals – oder „Hightech Minimal“, wie er ihn nennt – in die Grelle Forelle, und bei der „Love is Strange Night“ im Au gibt es Lo-Fi-Postpunk mit Weltraumthema von V.V.I.A sowie Synth-Wave von The Damski.

SAMSTAG: Im Venster99 endet das Festival Unsafe+Sounds mit ganz viel schönem und hartem Krach von Alpha Tracks, Unit Moebius und mehr. Das Einbaumöbel nebenan bietet zuerst Beislrock von i Radiatori und dann Ambienttöne von Wriggle und Ambient Animal. Im Gartenbaukino verbinden I-Wolf und Amadinda Sound System die Städte Wien und Kampala, zu Techno mit Berghain-Flair wird in der Grellen Forelle getanzt, und Wiener Technoheldinnen legen bei Ladyshave im Fluc auf.


Flyer der Woche ausgesucht von Maximilian Schabata