Wahrscheinlich muss es eben krachen


KATHARINA SEIDLER

25.06.2015

Schön ist’s, wenn die sogenannten Schubladen aufhören zu existieren und die Menschen Brücken bauen. Im Dienste der popkulturellen Charakterbildung haben aber auch Abgrenzungsmanöver ihre Notwendigkeit. Vergangenes Wochenende hat sich im burgenländischen Wiesen das Festival Urban Art Forms um elektronische Tanzmusik diverser Couleur gekümmert, im Vorfeld hatten es die Veranstalter für nötig gehalten, über die sozialen Kanäle eine Losung zu übermitteln: „No EDM“. EDM steht für die schwammige Klammer „Electronic Dance Music“ und meint die stadiontauglichen Hochglanz-Spielarten des Dancefloors, die mit akustischem Signaloverload jede Subtilität vermissen lassen. Tatsächlich wurde aber beim Festival genau jenen Acts der größte Zuspruch zuteil, die Textbuch-Definitionen von EDM lieferten, der kanadische Produzent Deadmau5 etwa. Die Minimalisten und Feingeist-Elektroniker hingegen hatten es intim. Dass ein breit angelegtes Festival und Qualität in Österreich nur schwer zusammengehen, ist keine revolutionäre Erkenntnis, vergangenes Wochenende wurde sie wieder einmal mit neuem Leben betankt.

VORSCHAU

freitag: 20 Jahre Glitch-Elektronik, digitaler Noise und Soundforschung an der Vorderkante des Zeitgeschehens: Das Wiener Label Editions Mego feiert sich in der Grellen Forelle selbst. Mit Liveauftritten von Bruce Gilbert von den Artpunks Wire, Drone-Ikone Stephen O’Malley sowie Tina Frank und Labelboss Peter Rehberg höchstselbst. Das Donauinselfest hält die Stadt in Atem, unter anderem mit feinem Programm auf den Bühnen von Eutopia, Ö1 und FM4. Im Brut loten Beware und Freunde aus, was auf den Feldern von House möglich ist, und die Veranstaltungsreihen Ascending Waves und Maschinenraum machen im Zeichen von Krachtechno und Abstraktionselektronik im Werk gemeinsame Sache.

samstag: Eine der spannendsten Clubreihen des Landes feiert Geburtstag: Das e-nix wird zehn und hat sich die House-Legende Felix Da Housecat in die Pratersauna geladen. Beim Club Désirée im Celeste gibt es Disco, House und weltoffenen Wildstyle. Bleak Future nennt sich die Nacht in der Grellen Forelle. Eine unwirtliche Zukunft aus Acid, Post-Industrial und Kohlegrubentechno mit den englischen Produzenten Truss und Randomer. Das Wiener Label Bare Hands begeht im Fluc eine Labelnacht mit Musik an den Schnittstellen von dunklem 1980er-Synth-Wave, Techno und EBM.

sonntag: Das Donauinselfest geht in die letzte Runde, zum Beispiel mit den Hamburger Krawallpoppern Trümmer und den Beatjongleuren Cid Rim und Hudson Mohawke.

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Flyer der Woche ausgesucht von Barbara Fuchs