Wie wir leben wollen: immer mit Tocotronic


KATHARINA SEIDLER

07.05.2015

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Tocotronic bleiben auch beim elften Album und der zehnten oder hundertsten erlebten Liveshow die beste deutschsprachige Band der Welt. Zugegeben: Wir haben beim neuen, roten Werk anfangs einige Hördurchgänge gebraucht. Heute aber stehen die Musiker im B72 bei einem Geheimkonzert nur wenige Meter vor uns auf der Bühne, Dirk von Lowtzow trägt ein rosa T-Shirt des Disney-Films „Frozen“ und bricht wie gewohnt explizit, aber unkryptischer als früher Lanzen für weiche Zäune: „Du bist aus Zucker, du bist zart, du schmilzt dahin, du wirst nicht hart.“ Schmelzen ist für alle Anwesenden kein Problem, und wenn Tocotronic bei der in letzter Zeit selten gespielten Nummer „Du bist ganz schön bedient“ bitten: „Alles, was ich sagen will, ist: Halt zu mir!“, können wir diesen Wunsch nur an die Band zurückgeben.

VORSCHAU

Donnerstag (7.5.): Immer fein ist es bei der Eröffnung des MQ-Sommers, diesmal mit den Bands Kreisky und Gin Ga und einem Liveset des Songwriters Dan Bodan, der seine Melodien frei über einen sanften, aber exzentrischen Beatteppich fließen lässt. Im Celeste erkundet der monothematisch ausgerichtete Club Mit derweil den Begriff „Mädchenmusik“.

freitag: In der Ottakringer Brauerei startet das Wiener-Welle-Festival mit etwa 5/8erl in Ehr’n und den Buben im Pelz. Das dänische Duo Rangleklods kehrt mit elektronisch-kühlem Pop in die Fluc Wanne zurück, Scratcha DVA erweist sich im Werk als Experte im britischen Hardcore-Kontinuum von Dubstep bis Jungle, während der Pratersauna-Gast Skream diese in letzter Zeit lieber gegen Techno und House eintauscht. Traumer aus Paris widmet sich in der Auslage filterreichem Techno der härteren Gangart und Dixon aus Berlin serviert Feinschmecker-House in der Grellen Forelle.

samstag: Das Techno- und Experimentallabel Sama Recordings hostet einen Abend im Fluc. Ellen Allien und Kiki geben das Berliner Techno-Team in der Pratersauna, Rustie schießt mit Rave-Euphorie und dicken Bässen im Cafe Leopold um sich und der Techhouser DJ W!ld macht in der Kantine seinem Namen Ehre. Tobi Neumann tut es ihm in der Auslage gleich und Lowtec erkundet in der Grellen Forelle House als ein nach allen Enden offenes System.

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Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss