Temperatursturz beim Donaufestival in Krems


KATHARINA SEIDLER

30.04.2015

Krems, Stadt der Kontraste: Kunsthalle und Karikaturmuseum Mauer an Mauer mit der Justizanstalt Stein, Pflastersteingässchen, Kirschblütenduft und Sommersonne vor den Toren des Donaufestivals für experimentelle Horizonterweiterung. Der australische Noise-Electronics-Berserker Ben Frost trägt die Temperatur seiner apokalyptischen Soundentwürfe schon im Namen; auch bei seiner Show im Kremser Stadtsaal arbeitet er mit dem feingliedrigen Eispickel. Peter Kutin hat sich für die Konzept-Komposition „Decomposition I–III“, die am Sonntagnachmittag den Klangraum Minoritenkirche zum Dröhnen bringt, überhaupt gleich tagelang in eine Gletscherspalte gesetzt und dort das Knacken von Eis aufgenommen. Beim Hinaustreten in die strahlende Nachmittagssonne auf dem Kirchenvorplatz atmet man tief durch, blinzelt dreimal und macht sich ein Bier auf: Stärkung des Selbst durch Temperatursturz, das funktioniert nicht nur beim Saunagang.

VORSCHAU

Donnerstag (30.4.): Der Karlsplatz beheimatet das Festival Rap Against, u.a. mit Parkwächter Harlekin und der Londoner MC Yarah Bravo; die Afterpartys finden im Heuer, im Roxy und im Club U statt. Zum Start der Sommersaison organisiert die Pratersauna eine Art Minifestival mit dem Techhouser Ruede Hagelstein, dem Noise-Techno-Visionär Ron Morelli und einem freitagmorgendlichen Gartenset von HVOB. Außerdem gibt es Livetechno in der Grellen Forelle von The Analog Roland Orchestra und Binär und im Celeste ein großes Frühlingsfest mit Live-Zukunftspop von Wandl und Abby Lee Tee sowie experimentellem Allerlei von Ana Threat oder Jung an Tagen.

freitag: Den Tag der Arbeit begeht man traditionell beim Maispace mit Tingel Tangel auf der Arenawiese und zieht dann weiter ins Fluc zum großen 13-Jahr-Fest mit u.a. Die Sterne. Mount Kimbie verlegen Pop, House, Steps und die Kombination aus diesen dreien in der Pratersauna, der Club Houseland hat passenderweise Bonerider und Erdem Tunakan ins Dual gebucht, und Zanshin fächert im Celeste seine Style-Palette von funky bis vertrackt auf.

samstag: Das Donaufestival geht mit Autechre, Holly Herndon und Clark zu Ende, der nie eröffnete Club Jessas feiert auf einer Wiese im Prater, und der ukrainische House-Head SE62 spielt Platten im Sass. Matthias Tanzmann macht seinem Namen in der Auslage alle Ehre, und Sigha setzt in der Grellen Forelle auf puristische Techno-
Derivate.

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