Die Durchlässigkeit der Genregrenzen


KATHARINA SEIDLER

12.02.2015

Die musikalische Offenbarung der Woche hat der Rhiz-Mittwoch geboten: Es war die Geburtsstunde des Labels Ventil, auf der Bühne stand vor bummvollem Haus gleich die erste Entdeckung. Unter seinem Alter Ego Asfast zieht der Wiener Leon Leder knisternde Avantgarde-Elektronik aus seinen Geräten, deren Ideenreichtum, Dichte und Dramaturgie streckenweise an experimentelle Meisteralben wie James Holdens „The Inheritors“ oder Actress’ „Ghettoville“ heranreichen: Beats und ihre Zerlegungen, harmonische Synthflächen, Bass und Störgeräusche von einem jungen Musiker, der mit der Zeit zweifellos noch wagemutiger und somit noch besser werden wird. Die Ventil-hauseigene Hackbrett-Krauttechnoband Shrack! erforschte danach ebenso eindrucksvoll die Strömungsbilder von musikalischem Eigensinn und die Durchlässigkeit von Genregrenzen.

VORSCHAU

Donnerstag (12.2.): Crazy Bitch In A Cave und Leeloo veredeln mit ihren Live-Darbietungen den soli_tastique-Abend im Fluc, im Celeste spezialisiert man sich auf Lieder, in denen Zahlen vorkommen, und die Band Alvvays spielt im B72 sonnigen, instagramfarbenen Indiepop. Ein Schweizer Team aus Maximhouse und Juristik verlegt im Sass House und Artverwandtes, und im Club U ist Mauerblümchenball – Dresscode: beige.

freitag: Disco Frisco veranstaltet im Schikaneder ein Horror- und Science- Fiction-Vinylspecial, in der Pratersauna verleiht Jay Haze Techhouse eine verspielte Note, und Technopriester Len Faki predigt in der Grellen Forelle. Die Electro-Jazzer Phanda stehen im Café Leopold mit Soia, Nora Mazu, Jahson The Scientist und Derek Roberts an den Vocals auf der Bühne.

samstag: House an der Schnittstelle zu Techno, voll Eleganz, Gefühl, atmosphärischer Tiefe und feiner Klinge: Lawrence zeigt in der Grellen Forelle, wie das geht. Bok Bok aus London erschafft im Werk einen Mutanten aus Bass Music, Breaks, Juke, House und anders hell leuchtender Clubmusik, währen der Argentinier NGLY von der guten Rohtechno-Schmiede L.I.E.S. seinen Maschinenpark gemeinerweise gleichzeitig im Café Leopold aufbaut. Die New School of Seayou Records präsentiert sich mit Ankathi Koi und Mynth im Fluc, das Rhiz wird unter Snoww Crystal zum Shoegaze-Himmel, und im Wuk ist Anti Valentines Day Queer Ball feat. Christiane Rösinger. Francesco del Garda mixt in der Auslage funky Techno und House, und in der Kantine stellen Matt Sassari und Matt Mor ihr Techhouse-Label Panterre Musique vor.

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Flyer der Woche ausgesucht von Barbara Fuchs