Die Selbstgespräche des Herrn D. aus E.
Was dem Landeshauptmann unseres östlichsten Bundeslandes durch den Kopf gegangen sein muss, bevor er zu Armin Wolf in die ZIB 2 ging
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Oft unterbreche ich mich selbst. Ich führe ein Selbstgespräch oder hänge einem Gedanken nach und plötzlich unterbreche ich mich mit einem ganz anderen Selbstgespräch, einem anderen Gedanken.
Jetzt, zum Beispiel: Ich wollte unbedingt über die Salzburger Festspiele schreiben. Nachdem ich wochenlang dagegen gewettert und ein zweites Ischgl heraufbeschworen hatte, wollte ich, über meine eigene Kulturlosigkeit zerknirscht, aber gleichzeitig freudig bewundernd sagen, dass Salzburg wie eine Felsenreitschule in der Brandung steht.
Zwei Opern-Premieren zeigen, dass es die Welt, die wir verloren glaubten, immer noch gibt. Die eine, Elektra, die sinnigerweise vom „Sich-nicht-unterkriegen-lassen“ erzählt, die andere, Cosi fan tutte, die durch ihre Leichtigkeit die Schwere der Zeit vergessen lässt.
Wie ich gerade in diesen hochkulturellen Sphären schwebe, was fällt mir da ein? Ich meine, wer fällt mir ein? Der Landeshauptmann vom Burgenland.
Fragen Sie mich nicht, wie ich ausgerechnet auf den komme. Vielleicht weil ich gerade dachte, dass sich Mörbisch ein Beispiel an Salzburg hätte nehmen sollen. Von Salzburg nach Mörbisch? Was für ein Absturz!
Naja, vom „Absturz“ zum Landeshauptmann ist es dann allerdings nicht mehr weit. Also dieser Herr D. aus E. führt sicher auch Selbstgespräche und – ehrlich gesagt – sollte gerade er sich so oft wie möglich selbst unterbrechen.
Wir wissen ja alle, was er so zu sich spricht oder zumindest bis vor ein paar Tagen gesprochen hat. „Die ist doch keine Parteichefin!!“. Klingt eher so: „De is do ka Parteichäfin!!“ Zum besseren Verständnis schreibe ich in der Folge so, als ob Herr D. mit sich selbst Hochdeutsch spräche.
Schon allein der Begriff Parteichefin könnte ihn auf die Palme bringen, wenn es denn Palmen im Burgenland gäbe. Bis PRW in Wels zur ersten weiblichen Vorsitzenden der Österreichischen Sozialdemokratie gekürt wurde, wusste er gar nicht, dass man „Chef“ gendern kann. „Das einzige was bei der stimmt, ist der Vorname Pam. Steht für Politische Amateurin.“
„Wenn ich noch ein Kieberer in Wien wäre“ (er glaubt, dass „Kieberer“ hochdeutsch ist) „bekäme die eine Anzeige wegen Nichtbeachtung des Vorrangs, nämlich meinem. Die glaubt doch nicht, dass ich bei 17% die Goschn halte?“(Goschn ist wie Kieberer) Wenn ich bis zur Wahl warte, dann gibt´s die Partei nicht mehr. Mir kann es ja eigentlich wurscht sein. Werde ich halt FPÖ-Landeshauptmann, ist mir eh lieber.“
Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt dieses Selbstgespräch durch ein anderes Selbstgespräch zu unterbrechen.
„Ich hab jetzt anderen Zores, als die Pam.“ (Ich würde jetzt allerdings nicht meine Hand ins Feuer legen, dass er wirklich „Zores“ zu sich selbst sagt, obwohl er nachweislich Zores hat.) „Was sag ich heute am Abend in der ZIB 2 dem Armin? Der wird mich sicher wieder grillen.“
Screenshot: tvthek.orf.at/ ZIB 2
„Na ja, wenns echt arg wird, nehm ich einen Schluck Wasser und verkutz mich. Genial, das bricht seinen Rhythmus und er muss mein Wadl auslassen.“ (Wadl ist auch wie Kieberer.) „Das hamma bei den Polizeihunden so g´lernt.“
Wenn er ins Schwimmen kommt – ja, es kann passieren, dass er auch bei Selbstgesprächen ins Schwimmen kommt – dann tendiert er dazu das „e“ auszulassen.
„Er wird mich sicher fragen, wer mich wann angerufen hat. Ich könnt ja sagen, dass ich nur einen Laptop und kein Handy hab. Aber die Wuchtl (Wuchtl ist ein Schmäh, den vor allem der Erzähler lustig findet) hat mir schon der Blümel abgestochen.“
An dieser Stelle möchte ich einfügen, dass die Selbstgespräche des Herrn D. ja nur der Herr D. verstehen muss.
„Dann wird er mich fragen, ob ich mich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hab, dass ich die Kuriere (mit dem Plural hat er in der Mehrzahl Probleme) als Lügner beschimpft hab.“„Der ist ja nur neidig, dass ich so ein mordstrumm Lackl bin (Lackl ist wie Wuchtl und Wuchtl ist wie Kieberer.) Bei mir schaut‘s immer so aus, wie wenn ich mich zu weit aus dem Fenster lehne.“
Und dann kommt der wirkliche Gamechanger-Teil des Selbstgesprächs, dessen Wortlaut mir leider nicht vorliegt.
Herr D. beschließt nämlich, dass die RMB kein Geld abheben wollte, sondern nur ausprobiert hat, ob sie es abheben könnte, wenn sie es wollte, was sie aber eh nicht wollte, weil auf dem Bankkonto ja gar nicht soviel Geld war.
Damit hebt Herr D. die digitale Revolution aus den Angeln. Wenn eine digitale message gesendet wird, dann bedeutet das noch lange nichts. Weltweit werden Milliarden von Mails obsolet. Und das hat ein einfacher Gendarm aus Österreich zusammengebracht. Das Burgenland wird zum großen Widersacher von Silicon Valley.
Ungefähr so ist es dann gelaufen. Aber nur ungefähr. Der Armin hat den Herrn D. langsam in den tiefen Teil des Swimmingpools gelockt, obwohl, oder gerade weil er wusste, dass Herr D. sich genieren würde in der ZiB2 mit Schwimmflügerln zu erscheinen.
Apropos ZIB 2: Im ORF gibt es jetzt eine ganze Reihe von Selbstgesprächen. Die Sommer-Selbst-Gespräche. Da sitzen sich eine Fragende und eine Befragte oder ein Befragter gegenüber und führen Selbstgespräche. Der Fragenden ist nur die Frage wichtig, denn daran wird sie gemessen. Und die Befragten haben sich auf spezifische Fragen vorbereitet, und geben auch die entsprechenden Antworten, egal ob die Fragen kommen oder nicht. Sehr unterhaltsames Format.
Das nächste Mal schreibe ich dann über jede noch so kleine Brotkrume, die zu mir ins Sommerloch hinunterfällt oder ich erfinde einfach was oder ich schweige über Strache, oder es fällt mir in letzter Sekunde noch was wirklich Interessantes ein.
Ihr Harry Bergmann
Harry Bergmann. Früher der Nachname von Demner, Merlicek & Bergmann. Jetzt einfach Bergmann. Weiß nach 4 Jahrzehnten ganz genau, was er alles über Werbung noch immer nicht weiß. Hobby-Schreiber. Da weiß er noch viel weniger und findet das gerade deshalb so spannend. Lebt in Wien und Herzlia/Israel.