Fisch Ahoi, Teil 8 – ich tötete 133 Baby-Saiblinge

FLORIAN HOLZER | 07.03.2019

Wir sind dann an den Traunsee gefahren. Erstens, weil der so wahnsinnig schön ist, zweitens, weil dort der Lukas Nagl kocht, der Sushi aus Wildkarpfen macht, Matjes aus Reinanke, Oliven aus Kriecherln, Fischsauce aus Rotaugerln und Sojasauce aus Totentrompeten. Und drittens, weil ich schauen wollte, wie das ist, wenn man im Traunsee ins Wasser hupft und sich beim Rausgehen an einer der dort wuchernden Teichmuscheln die Zehe blutig schneidet. Ich weiß jetzt, wie das ist.

Die Reise an den Traunsee hatte aber vor allem ein Ziel, nämlich die dort zu findenden, kleinen Tiefseesaiblinge zu bekommen, die auch ausgewachsen etwa Sardinen-Größe besitzen, und mit ihnen quasi die Königsdisziplin zu bestreiten, nämlich die Süßwasser-Sardinendose.  Was natürlich eine tolle Idee ist, leider ging dem Fischer, auf den wir vertrauten, an diesem Tag kein einziger solcher Fisch ins Netz. Also fuhren der Nowak und ich zur nahen Fischzucht von Markus Moser (www.salmos.at ), der hier biologisch Saiblinge und Forellen züchtet, das heißt, dass tierische Eiweiß, das diese Raubfische nun mal brauchen, nicht aus zu Fischmehl verarbeiteten Meeresfisch besteht, sondern aus gezüchteten Friedfischen. Ist ein Zukunftsmodell, zumindest dann, wenn man nicht jeden Tag Fisch essen muss.

In dieser Fischzucht mussten wir uns dann Wathosen anziehen, in diesen Wathosen in einen Teich springen, dessen Wasser kalt war und mir durch ein kleines Loch in der Wathose beständig ins Innere drang. Und weil dann alle sehr gelacht haben, weil ich in dieser Scheiß-Wathose so unbehende in diesen Teich hüpfen musste – ICH HATTE EINE KAPUTTE ZEHE! UND DIE HOSE WAR EIN BISSCHEN ZU KLEIN! VERSTEHT DAS DOCH!

Nowak und ich zogen mit Markus Moser jedenfalls ein Netz durch den Teich, fingen 130 kleine Saiblinge raus, töteten jeden einzelnen mit einem Schlag auf den Kopf und nahmen sie aus auch noch. Betrifft einen das, macht einen so eine Massen-Killerei nachdenklich? Geht so, muss man sagen. Natürlich zappeln diese kleinen, wunderschönen Fische, aber sie sind kalt, sie besitzen keinerlei Mimik, sie geben keinen Ton von sich und die Tötung passiert wirklich sehr schnell. Es ist fast ein bisschen wie Fliegen-Erschlagen.

Was der Pertramer einstweilen machte? Der Pertramer reiste mit Lukas Nagl per Motorboot an eine schöne, sonnige Stelle des Traunsees, ließ sich zeigen, wie ein Meister seines Fachs Fisch filetiert, und trank dabei Bier. Nowak und ich durften nach etwa drei Stunden Arbeit dann auch dorthin, wo der Lukas Nagl einstweilen eine Open Air-Fischsuppe zubereitet hatte, wie ich sie auch gerne einmal schaffen würde, und vor allem einen (großen) Saibling sowie einen Flussbarsch zu Sashimi verarbeitete. Bist du deppert, war das super. Einen um die Welt geschipperten, tiefgefrorenen Thunfisch in Österreich roh zu essen, kam uns in diesem Augenblick jedenfalls sehr absurd vor.