Fisch Ahoi, Teil 5 – der frühe Fisch schluckt den Wurm

FLORIAN HOLZER | 26.02.2019

Die nächste Station war ein etwas tieferes Gewässer, nämlich der Attersee, der mit 46,2 Quadratkilometern und bis zu 170 Metern Tiefe ordentlich viel Platz für gute Fische bietet, konkret vier Milliarden Kubikmeter klarstes Salzkammergut-Wasser.

Hier betreiben Ulli und Manfred Huber seit einigen Jahren die etwas andere Seefischerei: Mit einem extra und nach Maß angefertigten Alu-Boot fahren sie jeden Tag und bei jedem Wetter ihre Netze ab, holen an Bord, was sich in den Netzen verfing, reinigen die Fang-Textilien und setzen sie neu. Was die Hubers von anderen Fischern auch noch unterscheidet, ist der Umstand, dass sie ihre Fang-Rechte nicht zu hundert Prozent ausnützen, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit eher auf Balance bedacht sind, dass sie auch Fische wie Rotaugen, Rußnasen und andere „Beifang“-Fische an Land holen und sie talentierten Köchen zur Verfügung stellen, und vor allem, dass sie jeden Fisch, den sie mit ihren Netzen an Bord holen, eigenhändig und gleich per Keulenschlag töten. Aus Respekt, wie sie sagen und womit sie natürlich absolut recht haben. 

Dass die Hubers – die ja noch dazu Quereinsteiger sind, ursprünglich eine Steuerberatungskanzlei hatten und erst über das Fisch-Recht ihres Hauses zur Fischerei kamen – anderen Fischern unheimlich sind, ist somit klar, „die fischen den ganzen See leer“, wirft man ihnen vor, das Gegenteil davon ist wahr.

Wir durften mit den beiden mit rausfahren, obwohl das Boot nicht dafür gebaut wurde, neben zwei Fischern noch drei Amateure zu transportieren, aber der See war ruhig, wir versprachen, Befehlen zu gehorchen und außerdem sind die beiden sehr, sehr freundlich. 

Einziger Nachteil: Man fährt so gegen sechs Uhr Früh raus. Das ist ein Zeitpunkt, an dem ich, außer für Schlaf, für sonst gar nichts geeignet bin. Vor allem für nichts, was kalt und nass ist. Apropos kalt und nass: Als ich da um 5.30 in der Früh mit Jeans, Regenjacke und Gummistiefeln antrat, sagte der Manfred Huber nur: „So nicht.“ Und steckte mich in eine alte Fischerhose (mit angeschlossenen Gummistiefeln), in eine martialische Fischerjacke und in Neopren-Handschuhe, bei denen Daumen und Zeigefinger fehlten. Auch darüber war ich zu Sonnenaufgangs-Zeit jetzt nicht so wahnsinnig erbaut, später dann aber sehr dankbar. Mit waschelnassen Jeans über den morgendlichen See zu sausen, da sagst’s „Du“ zur Blasenverkühlung …