Stell dir vor, es geht das Licht aus; oder: Ich kauf dich Hamster

FLORIAN HOLZER | 25.08.2016

Weil gerade so viel drüber geredet wird: Vorratshaltung, Hamsterkauf und Vorsorge für die Krisensituation. Ich glaub jetzt nicht, der allergrößte Hysteriker zu sein, aber ich gestehe: So blöd finde ich ein bisschen Vorratshaltung gar nicht.

Man muss sich nur die Situationen vor Augen führen, in denen es plötzlich nur ein kleines Bisschen anders ist als sonst, also etwa zwei Feiertage hintereinander oder eine Wasserrohrbruch-bedingte Abschaltung des Wassers. Unangenehm, im Supermarkt spielt’s dann schon eher Katastrophenszenario mit Hang zur Gewalttätigkeit und wenn die Wasserleitung plötzlich nur mehr röchelt, nicht aber rinnt, merkt man schnell, wie sehr man sich an die permanente Vollversorgung gewöhnt hat.

Aber denken wir das mal durch: Angenommen ein Blackout führt dazu, dass die Supermärkte nicht mehr aufmachen (können). Na servas. Denn nachdem in Österreich die Versorgung mit Lebensmitteln zu etwa 95% in den Händen einiger großer Konzerne liegt, kann das recht rasch prekär werden. Nein, das ist kein Lercherl, denn die alternativen Quellen – Märkte, Greißler, Bioläden – werden vor allem im städtischen Raum extrem schnell leergekauft sein, und wenn man sich jetzt vielleicht auch noch ausmalen möchte, dass eventuell auch die Versorgung mit Benzin einbricht, also diese alternativen Quellen nicht beliefert werden können, haben auf einmal ziemlich viele Leute nichts zu essen. Nein, auch nicht im Beisl, weil das hat auch nichts. Und das wird – wir kennen diese Situation ja nicht – recht schnell zu unangenehmen Szenen führen.

Als ich Kind und Jugendlicher war, haben wir unsern Nachbarn, den Herrn Doktor D., immer ein bisschen für seine Vorratshaltung in seinem unendlich ordentlichen Keller verhöhnt. Fanden wir uncool, kleinkariert und paranoid, und während wir an seiner Werkbank unsere Drachen bespannten oder später unsere Mopeds reparieren/frisieren durften (und dabei seine Werkzeug-Ordnung ziemlich durcheinander brachten, ’tschuldigung nachträglich …), fanden wir es unendlich lustig, da ein bisschen von den Vorräten zu naschen oder ein bisschen Unfug mit den Notrationen anzufangen.

Seh’ ich heute anders. Nudeln, Milch, Brot, Butter, Öl, Tee und Kaffee zum Beispiel hab ich immer ganz gern für längere Zeit und in von mir geschätzter Qualität zu Hause. Konserven sammle ich zwar eher aus einem Spleen heraus, die Vorstellung, notfalls zwei Wochen interessante Dinge essen zu können, ist aber auch kein unangenehmer Gedanke.

Auch die Überlegung, wie man’s anstellen würde, wenn es keinen Strom mehr gibt, ist interessant: Tiefkühltruhe und Eiskasten müssten recht schnell verarbeitet werden, aber wie? Würde der Gasherd funktionieren? Eher nicht, schätz ich. Kenn ich jemanden, der einen Holzherd hat? Kann man auf im Hof entzündeten Gästebetten und Kochbüchern gut kochen? Zweimal Nein. Okay, vielleicht besorg ich mir mal einen Camping-Kocher. (Und zum Glück hab ich noch ein paar Ochsen-Gläser – www.ochsimglas.at –, die kann man notfalls auch kalt essen …)

Warmes Bier, warmer Wein, nicht wirklich ein schöner Gedanke, eventuell zwei Wochen kein Kaffee – jetzt krieg ich aber schön langsam wirklich Angst! Okay, da fällt mir ein, ich hab da irgendwo hinten im Abstellraum so eine manuelle Espressomaschine, die mit Hebeln funktioniert, ich glaub, ich werd’ die kleine Hario-Handmühle, die ich den Freunden geborgt habe, wieder zurückverlangen …