Wasser, das nach Mineral schmeckt

FLORIAN HOLZER | 19.08.2016

Wasser ist eine heikle Angelegenheit, wissen wir. Kriege werden in sehr naher Zukunft darum geführt werden, Politik wird jetzt schon damit gemacht und big Business natürlich auch. Nein, damit ist nicht das Glas Wasser gemeint, für das sparsamen/gesundheitsbewussten KonsumentInnen im Lokal ein paar Cent abverlangt werden. Das ist aber ein eigenes Thema.

Ich persönlich wundere mich jetzt ja schon seit vielen Jahren, wie es der Wasser-Getränkeindustrie immer wieder gelingt, ihrem Produkt durch Zusatz von Aromen stets erneut eine vermeintliche Attraktivität zu vermitteln. Zumindest so viel Attraktivität, dass Leute tatsächlich eine 1,5 Kilo schwere PET-Flasche Wasser bezahlen und nach Hause schleppen, die angeblich ein bisschen nach Kriecherl, Holunderblüte, Bergminze oder Kubebenpfeffer, Waldhonig oder welcher Geschmacksrichtung auch immer, die sich kreative Marketingfuzzis da ausgedacht haben mögen, schmecken soll. Aber warum? Was ist schlecht an Mineralwasser, das nicht ein kleines bisschen nach irgendwelchen künstlichen Aromen schmeckt? Ich verstehe dieses Produkt einfach nicht.

Lautet der Vorwurf an nicht-aromatisiertes Wasser vielleicht, dass es sonst „so fad“ schmecke? Nun ja, Wasser halt, allerdings liegt hier genau der Konsumenten-Irrtum, dem ich selbst auch über Jahrzehnte hinweg aufsaß: Dass nämlich neutral schmeckendes Wasser besser ist als Mineralwasser, das nicht nach Wasser, sondern nach Mineralien schmeckt.

Kürzlich, anlässlich eines kleinen sommerlichen Aufenthalts in Kroatien, kam mir wieder mal das Wasser namens Radenska unter, das die Urlaube meiner Kindheit im damaligen Jugoslawien geschmacklich nicht unwesentlich prägte. Ich fand es damals extrem grauslich, salzig, seltsam, jetzt ertappte ich mich bei einer spontanen Sehnsucht nach genau diesem Geschmack, dieser Salzigkeit.

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Wieder zu Hause checkte ich dann einmal, ob es diese Wässer, die in meiner Kindheit eher als „Heilwasser“ verkauft wurden (und jedes Mal, wenn es nur die gab, nicht aber meine geliebten Tafelwässer mit der vielen Kohlensäure, die so lustig kribbelte und auf die man so gut rülpsen konnte, zur Stimmungs-Katastrophe führten), überhaupt noch existieren. Dauerte jedenfalls ein bisschen, bis ich Radenska, Güssinger und Preblauer wieder fand.

Und was soll ich sagen: Das sind grandiose Wässer. Das sind Wässer, in denen drei Gramm Mineralstoffe gelöst sind, Calcium, Kalium, Magnesium, Hydrogencarbonat und was weiß ich noch alles. Ja, das schmeckt salzig, also in etwa so salzig wie es erstklassige Weine von Schiefer-, Kalk- oder Kreideböden auch schmecken, anregend und köstlich. Man hat auch irgendwie das Gefühl, die löschen den Durst besser, isotonisch, oder was weiß ich. Ich versuch jetzt jedenfalls, immer mindestens eines von diesen herrlichen Wässern mit den öden Beinamen „basisches Heilwasser“ oder so im Kühlschrank zu haben. Bin jedenfalls gespannt, wann die großen Wasser-Abfüller vielleicht mal auf die Geschmacksrichtung Hydrogencarbonat, Magnesium oder Kieselsäureanhydrid kommen…