Die Kabanossi-Bastelanleitung

FLORIAN HOLZER | 20.05.2016

Heute basteln wir uns eine Kabanossi. Also nicht wirklich, aber wir basteln uns eine korrekt trockengereifte Kabanossi, denn die ebenso herrliche wie Traditions-reiche Jausenwurst wird in diesem Land ja für gewöhnlich feucht, und damit zum Verzehr ungeeignet, angeboten. Durchaus in betrügerischer Absicht, wie ich jetzt einmal unterstelle, denn Wasser ist wahrscheinlich der günstigste Bestandteil der Kabanossi, Verpackung in luftdichter Folie erhält deren Anteil und somit Gewicht. Frechheit!

Also entfernen wir die Kabanossi zuerst aus der Packung, nehmen einen 15 Zentimeter langen Holzstab in Bleistiftstärke zur Hand, den wir durch die Windungen der (normalerweise sechs Längen Kabanossi) führen. Dann nehmen wir einen halben Meter Spagat zur Hand, verknoten dieses am einen Ende des Stabs mit einem beliebigen Knoten (Knoten-Fetischisten können sich da nach Belieben austoben), führen ihn durch eine Büroklammer und verknoten es dann am anderen Ende des Stabs. Jetzt nehmen wir einen Nagel zur Hand, schlagen ihn irgendwo ein und hängen die Kabanossi-Trocknungsanlage an der Büroklammer und so, dass der Stab waagrecht ist, dort auf. Vorsicht, rotes Fett wird aus der Wurst tröpfeln und Wand sowie darunter Befindliches versauen, aber das ist uns jetzt egal. Nach fünf Tagen ist ein erster Trocknungserfolg bereits erzielt, nach zehn Tagen bei Raumtemperatur ist die Kabanossi nun genussreif. Hurra!

Bleibt die Frage: Warum muss in Kabanossi Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel und sonst noch jeder mögliche Scheißdreck drin sein? In einer würzigen Dauerwurst? Und warum deliriert Wikipedia in seinem Kabanossi-Artikel irgendeine südeuropäische Namensherkunft von „Kabanos“, den Schutzhütten auf dem Schiffsdeck und erfindet weiter eine Verbindung zu Kabanossi als Schiffs- und Militärproviant, was natürlich astreiner Unfug ist, der durch einen Klick auf den Link zur Wiki-Seite von Kabanos (de.wikipedia.org/wiki/Kabanos) übrigens prächtig widersprochen wird, wo man nämlich erfährt, dass die Kabanossi natürlich polnische Wurzeln hat, von „Kaban“ herrührt, was in Nordpolen die Bezeichnung für ein speziell mit Kartoffeln für die Erzeugung mürber Wurst gemästetes Schwein ist.

Na eben. Man kann mit der oben beschriebenen Trocknungsanlage übrigens auch Kabanossi vom Pferd genussfähig machen, damit das nur klar ist.