Ist jetzt über eine Woche her, dass ich am Karsamstag zu Mittag zum Dormayer ging, mir zwei Scheiben Brot mit zentimeterdick Beinschinken holte, zu den Beerlovers ging, mir eine Schultasche voller feinhopfigen Craftbeer checkte, dann nach Hause ging, um einen Moment der medidativen Wiedererwachung zu erleben.
Ich warf die alte Bizerba-Schinkenschneidemaschine aus den 50ern an, die während der vergangenen sechs Wochen schon ein wenig Staub angesetzt hatte, und ließ diesen rot-weißen, fettig glänzenden Brocken steirischen Rohschinkens an der rotierenden Klinge entlang gleiten. Feines Singen, einzigartiges Geräusch, das hauchdünne Scheibchen enzymatisch gereiften, gesalzenen, getrockneten Schweinefleisches löste sich elegant fließend aus der metallenen Apparatur und sank auf die über Jahrzehnte verschrammte Ablagefläche. Eine Hostie quasi, ein Opfer, Mythologie allenthalben, egal, ich ließ es auf der Zunge schmelzen, ein glücklicher Moment …
An den ich mich mittlerweile zwar nur mehr marginal erinnere, weil danach kam halt gleich der Beinschinken, dann bald das Kitz-Beuschl (ziemlich gut gelungen), der Kitz-Braten (auch ganz schön gut), das Bauerng’selchte. Es kamen in weiterer Folge diverse Würste, Schinken und Fleischgerichte in dichter Reihenfolge, vom saftigsten gebackenen Vier-Zentimeter-Kotelett meines Lebens auf der positiven Seite des carnivoren Erlebnis-Spektrums dieser Woche (https://www.falter.at/lokal/10399/amadors) bis hin zu den traurigen Industrie-Cevapcici bei einem Ausflugs-Buffet in der Lobau auf der anderen Seite des Bogens.
Und gibt’s ein Resümee? Ja, schon. Ich hab weniger abgenommen, als zu erwarten war – aus diesem Grund kann man sich die Fasterei jedenfalls sparen. Also zumindest, wenn man die Heißhunger-Attacken mit Kohlenhydraten, Käse und Erdnüssen zu bekämpfen versucht.
Besser geschlafen ohne Alkohol, leichter aufgestanden? Nicht wirklich. Um so etwas zu empfinden, braucht es wahrscheinlich mehr Autosuggestion, als ich in der Lage bin mir auszudenken, aber egal, immerhin war ich auf das erste Glas Wein recht schnell betrunken – eine Erfahrung, die man durchaus immer wieder mal machen sollte. Bleibt nur die Überwindung, die Disziplin, die moralische Befriedigung, das einigermaßen durchgehalten zu haben und die Extase, wenn man die Zurückhaltung dann endlich sausen lassen kann. Und dafür war’s – wieder mal – gut, werde es wieder machen.