Fastenblog ’16, Teil 8: Der Countdown

FLORIAN HOLZER | 23.03.2016

Das war mein letztes alkoholfreies Bier für heuer, ich schwöre. Emmerberg, bio, eh nicht schlecht, aber ich will jetzt nicht mehr.

Das war gestern der letzte Fisch für lange Zeit, ich kann die Protein-Torpedos nicht mehr riechen, also außer in Speck gewickelt oder noch besser mit Speck gefüllt, wenn nicht sogar beides.

Die Erdnüsse, Freunde in jeder noch so großen Not, wachsen mir schon zum Hals raus, ein schlechtes Zeichen. Und sogar die Pinze wird mir – jetzt, da mir von der Bäckerinnung schon die goldene -Nadel für Verdienste um den Verzehr von Brauchtumsgebäck angeboten wurde – schön langsam echt fad (und dass ausgerechnet die lang ersehnte Pinze des Lieblings-Bäckers, der sie immer erst eine verdammte Woche vor Ostern zu backen beginnt, nicht ganz durchgebacken war, steigerte den Pinzen-Spaß auch nicht gerade).

Es wird jetzt also wirklich Zeit, dass das Theater mal aufhört. Sämtliche Dienst-Essen für diese Woche hab’ ich absolviert, jetzt geht’s in die Schlussrunde. Also morgen Spinat – oja, muss sein, wenn schon Ritual, dann wirklich –, übermorgen noch mal nur Pflanze und Wasser, Samstag Vormittag vielleicht auch noch – aber nur aus der Lust an der Qual. Mittags dann traditionell Pferdeleberkäse und Puntigamer aus der Flasche am Karmelitermarkt, der klassische Fasten-Ausklang.

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Die Uhr tickt jedenfalls immer wahrnehmbarer, der Countdown läuft. Die Selchzunge und das Bauerngeselchte von der Schwäbisch Haller-Duroc-Mischung, die Familie Kollar selbst züchtet, sind eingefroren; das Ziegenkitz aus dem Waldviertel ist bestellt, wurde schon begutachtet und wird am Freitag geholt – herrlich rosiges Fleisch mit milchiger Fettschicht, die im Ofen zu einer knusprigen Kruste verbröseln wird. Zunge, Herz und Lunge zu Kitz-Beuschel gedünstet, eh nur ein Löfferl für jeden, beim Kochen wird der Cremant prickeln die Kehle hinunterlaufen, mein Gott, wird das schön. Was ich mit den Nieren machen soll, die da noch am Kitzrücken hängen, weiß ich noch nicht, mal sehen, vielleicht die etwas andere Ostermontagsjause …

Dreimal noch schlafen.