Fastenblog ’16, Teil 3: Pinzen-Nerd, ich

FLORIAN HOLZER | 18.02.2016

Ich hab’s eh schon vergangenes Jahr gestanden: Während der Fastenzeit neige ich zu gewissen Seltsamkeiten. Nein, nichts, was verboten wäre oder auch nur dazu geeignet, mein gesellschaftliches Ansehen zu untergraben (außer bei Menschen, die glauben, dass Gluten ungesund ist), eher ein kleiner Spleen: Ich bin zu dieser Zeit sehr Osterpinzen-fokussiert. Erstens, weil es sie zu dieser Zeit gerade gibt, und idealerweise nur zu dieser Zeit; zweitens, weil auf irgendwas muss man sich ja fokussieren.

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Die Pinze und ich, wir haben da seit ein paar Jahren so einen kleinen Wettkampf: Meine Aufgabe ist es einerseits, die beste Pinze Wiens, des Landes, der Welt zu finden, andererseits dafür zu sorgen, dass immer ausreichend Pinze zu Hause ist. Mein Gegner, die Pinze, wiederum versucht, all diese Pläne zu vereiteln, indem sie sich etwa extrem viel Zeit lässt und zum Beispiel erst eine Woche vor Ostern aus dem Ofen zu kriechen gedenkt, oder indem sie schon um elf am Vormittag ausverkauft ist, oder indem sie sich in Geheimnisse hüllt und die Verkäuferin in der Bäckerei sagen lässt, „weiß nicht, wann es heuer Pinzen gibt, muss ich den Chef fragen“.

Ich find das jedenfalls ganz schön spannend! Vor zwei Jahren, als die Wiener Osterpinzen wieder besonders zickig waren, hab ich’s ihnen jedenfalls gezeigt, bin nach Triest gefahren und hab dort zwei Pinzen-Exemplare erworben, bei denen sich die hiesigen aber echt was abschauen hätten können: saftig, gelb, buttrig, sexy, herrlich war das. In der Pasticceria Pirona, einer wunderschönen, uralten Konditorei gegenüber der grandiosen Markthalle in der Via Giosuè Carducci, die offenbar eh legendär ist (www.pirona.it), und dann gleich noch eine bei einem großartigen Bio-Bäcker in der Markthalle (aus dem Jahr 1936 und absolut eine Reise wert; nicht zuletzt wegen des exemplarisch guten Buffets L’Approdo gleich daneben) selbst.

Ja, da hat es dann geduftet im Auto, und ja, da hatten sie dann einmal keinen Auftrag, die Wiener Pinzen. Aber mal sehen, wie sich Oberlaa, Fruth & Co heuer schlagen. Die erste Pinze wurde jedenfalls sowohl schon gesichtet als auch sogleich erworben: Auer (https://www.falter.at/lokal/4341/martin-auer) beginnt heuer den Reigen.

PS: Heuer machen sie’s mir wirklich nicht leicht. Das Café Lex in Stainz (www.cafelex.at) – extra angesteuert, weil die dort so eine fantastische, dottergelbe Pinze backen – hatte sie noch nicht im Programm; und beim Demel – häufiger Sieger meines privaten Pinzen-Contests in den vergangenen Jahren – starten sie erst am 5. März mit der Herstellung.