Ich hab gerade gesehen, dass ich diesen Titel schon beim vorjährigen Fastenblog verwendete, allerdings erst in Folge drei. Sie müssen verzeihen, ich mag den Titel und er trifft die diesmalige Problematik (bei aller Bescheidenheit) einfach ideal: Was tun, wenn man sich selbst den mürben Beinschinken, die zartschmelzende Mortadella, den würzigen Prosciutto, die zart nach Macis duftende Kalbspariser, die mit Ahornsirup und Knoblauch marinierten Selchripperln, das vier Wochen am Knochen gereifte Rippenauge oder das sanft in Butter gebratene Kalbskotelett verwehrt? Und das gute Kühle, den knusprigen Schaumwein, den knackigen Weißen, den fordernden Roten auch? Genau, man braucht Ersatzbefriedigungen.
Ich hätte da ein paar zu bieten. Espresso, zum Beispiel, beziehungsweise überhaupt Kaffee. DENN: Stilisierung ist bei dem ganzen Ablenkungstheater das Um und Auf. Also Espressomaschine putzen und grundreinigen, Kaffeemühle zerlegen, reinigen, liebkosen. Wenn man keine Espressomaschine zur Verfügung hat und auch nicht vorhat, nur wegen einer Bewältigungsstrategie einen Tausender zu investieren, andere hochpotente Kaffee-Stilisierungen finden. Handmühle, Filter oder von mir aus sogar mit der Bialetti – wenn die gut gereinigt ist und man tollen Kaffee in der richtigen Mahlstärke reingibt, kann man sich auch ganz schön damit beschäftigen.
Oder Erdnüsse. Okay, Erdnüsse sind suchtgefährlich und ihr Einsatz sollte in genauer Absprache mit Arzt und persönlichem Umfeld erfolgen. Aber hat man genug Erdnüsse zu Hause, ist alles andere schon nicht mehr so schlimm. Mit den gerösteten, gesalzenen sollte man sich da übrigens nicht aufhalten, die essen sich zu leicht und machen außerdem so wahnsinnig Lust auf ein Bier oder einen Gin Tonic, find ich. Lieber die in der Schale, die müssen aber halt super sein. Ich hab supere gefunden, biodynamisch und aus Italien (www.biolatina.it), esse jeden Tag einen Beutel davon.
Oder die vor kurzer Zeit hier vorgestellte Erdmandelmilch Horchata. Die ist so wahnsinnig gut, so wahnsinnig langwierig in der Herstellung und spätestens beim dritten Mal ist man nicht mehr so frustriert, weil alles so dreckig ist und nichts dabei rausgeht, dass sich dieses spanische Erfrischungsgetränk durchaus als Ablenkungsmaßnahme mit hochgradiger Stilisierbarkeit eignet.
Und immer natürlich: Käse. Der war nie interessanter als gerade jetzt, muss ich sagen, das Angebot an tollen, individuellen, speziellen, faszinierenden Käsen ist gerade fantastisch, allein das, was Stephan Gruber (kaes.at) auf seinen Ständen anbietet, lässt einen Steak und Bier vergessen. Besonders dann, wenn man dazu das Shortbread von Helmut Gragger (www.gragger-cie.at/) knabbert. Das ist so wahnsinnig gut, dieses würzig-nussig-buttrig-bröselige Mittelding aus Keks und Brot, glücksspendend galore, braucht man gar keine Selchripperln mehr … Okay, das war eine Lüge.