Fastenblog ’16, Teil 1: Prolog

FLORIAN HOLZER | 08.02.2016

Ab Mittwoch wird wieder gefastet. Wie die vergangenen zwanzig Jahre – bis Ostern kein Fleisch und kein Alkohol (dramatische Ernstfälle oder berufliche Verpflichtung ausgenommen), nicht wegen Jesus oder Bibel oder so, einfach, damit’s nachher wieder besser schmeckt.

Zum Glück war chinesisches Neujahr von Samstag auf Sonntag, also knapp vorm Aschermittwoch. Denn schließlich ist chinesisches Neujahr ein tolles Fest, das einzige in dieser Zeit (zumindest, wenn man Fasching zum Kotzen findet) und irgendwie können Chinesen ja auch ganz gut feiern. Und ganz gut kochen, also gab’s Schweineohren, gebackenen Schweinedünndarm, irgend so ein Rindsragout mit schlurzigen Sehnen und noch eine ganze Menge guter Sachen. Und ziemlich viel Alkohol.

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Okay, das macht die Sache jetzt jedenfalls nicht gerade leichter, denn eigentlich wären der Montag und der Dienstag ja im Zeichen der Verwertung gestanden, dafür vorgesehen, das letzte Stück vom wunderbaren Räucherspeck vom Gleinkersee (www.gleinkersee.at/landwirtschaft.html) zu vernichten, die letzten Reserven an wunderbarem Honigkrustenschinken und würziger Porchetta vom Dormayer (www.dormayer.at) alle zu machen, die letzten Bratwürste vom Zellinger (www.zellinger.at) aus Steyr ihrer Bestimmung zuzuführen. Und alle schon geöffneten oder besonders verführerisch dreinschauenden Weinflaschen leer zu machen. Geht halt jetzt nicht so, weil mir nämlich schon noch ein bisschen schlecht von gestern ist.

Okay, aber es gibt ja trotzdem noch was zu tun. Einfrieren, was man nicht mehr verdücken und verstecken, was man nicht mehr verzehren kann, zum Beispiel. Wobei: Die guten Dinge zu gut zu verstecken, ist auch blöd. Erst vor zwei Wochen hab ich eine Box tschechischer Biere gefunden, die ich vor einem Jahr offenbar so gut versteckte, dass ich sie vergaß. Vielleicht sollte ich Buch führen, was ich alles verstecke … ach was.

Auch zu überlegen wäre: Was esse ich morgen, wie nütze ich den letzten Abend vor sechs Wochen Fleischfreiheit und Alkohollosigkeit? Die Klassiker: Schnitzel oder Steak? Viel zu öd. Das volle Innereien-Programm bei Patrick Müller im punks (www.facebook.com/punks8) oder heißgeräucherte Shortribs im Brickmakers (www.brickmakers.at)? Klingt schon besser, aber auch der Gedanke an Kalbsbutterschnitzerl wirkt plötzlich sehr verführerisch. Verdammt.