Warten auf Horchata

FLORIAN HOLZER | 01.02.2016

Valencia ist großartig. Eine Stadt, die nicht nur schön ist, sondern in der auch die Paella erfunden wurde und dort – trotz allen touristischen Verirrungen – auch immer noch großartig gekocht wird (und zwar mit Huhn, Kaninchen, Fisolen und Bohnen). Und nicht nur das, Valencia ist auch Hometown of Horchata. Ja, mein Rechtschreibprogramm unterwellt Horchata jetzt natürlich, aber mein Rechtschreibprogramm hat eben keine Ahnung von den guten Sachen.

Horchata ist so ziemlich das Erfrischendste, was es auf der ganzen Welt gibt, nämlich eine Mischung aus eiskaltem Wasser, mehr oder weniger Zucker und der ausgepressten Milch von gemahlenen „Chufas“ alias Erdmandeln (interessant: Erdmandel kennt mein Rechtschreibprogramm …). Horchata schmeckt leicht mandelig, etwas herb, man trinkt das milchig-weiße Getränk in Valencia das ganze Jahr, im Winter ein bisschen weniger, im Sommer dafür umso mehr. Und zwar nicht zuletzt deshalb, weil diese Erdmandeln – eigentlich Wurzelknollen eines Grases – in Alboraya im Norden Valencias perfekte Bedingungen vorfinden und weil sich Erdmandeln getrocknet quasi ewig halten.

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Womit wir bei „Warten auf Horchata“, Teil 1, wären: Warum gibt es die bei uns nicht? Horchata relativ leicht herzustellen, schmeckt fantastisch, sieht gut aus und ist noch dazu so wahnsinnig gesund, dass sie von entsprechenden Fachleuten gar als „Superfood“ bezeichnet wird: Phosphor, Kalium, Vitamin C und E wären da, das Internet behauptet, sie wirke gegen Bluthochdruck, erhöhte Werte von Triglyceriden und Cholesterin, und gegen Verdauungsprobleme könnte man ebenfalls mit der Erdmandel vorgehen. Ist in Wirklichkeit aber alles wurscht, weil einfach so wahnsinnig gut!

Mittlerweile wachsen die Erbs-großen Bemmerln übrigens auch bei uns schon, diverse Bio-Anbieter haben sie immer wieder im Angebot (der Biohof Rapf in der Marktwirtschaft zum Beispiel, www.rapf.com). Womit wir bei Punkt zwei von „Warten auf Horchata“ wären: Die junge Dame, bei der ich probeweise mal 100 Gramm gekauft habe, meinte, man müsse sie schon 24 Stunden einweichen. Hab ich gemacht und sie sehen jetzt nach 27 Stunden immer noch recht vertrocknet aus, ein Horchata-Rezept aus dem Netz meint: 24 bis 36 Stunden. Hm, man kann sie jetzt allerdings schon zerkauen und sie schmecken sehr gut. Ich fürchte, den Augenblick, wo die braunen Kugerln saftig genug sind, um gemixt, ausgepresst und mit Wasser und Zucker abgeschmeckt zu werden, erleben die Erdmandeln nicht mehr …

Nachtrag: Ich hab sie noch eine zweite Nacht wässern lassen, sie sahen dann ungefähr so aus wie auf den Bildern. Und wie auf den Bildern versuchte ich, die Erdmandeln mit einem Stabmixer zu pürieren … HA! Das geht natürlich überhaupt nicht. Also im großen Mixer, der die Chufas behende zu einem bröselig-splitterigen Gemenge werden ließ; das ich dann mit einem Löffel durch ein Sieb ins Glas presste. Das Ergebnis: Etwa ein Achterl Erdmandelmilch, ungesüßt und unverdünnt absolut köstlich, aber – ich weiß jetzt, warum es Hochata bei uns nicht gibt: Weil es nämlich eine unheimliche Patzerei ist.

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Nachtrag 2: Ich glaub, jetzt hab ich’s heraußen. Ich lasse die Dinger etwa 48 Stunden quellen und fülle sie etwa mit der doppelten Menge Wassers in den Mixer. Und mixe sie fein, nicht grob. Das Ergebnis dieser „nasseren“ Methode ist ein sehr viel leichteres Arbeiten, besserer Ertrag, die Milch löst sich effektiver aus dem Presskuchen und der verdreckt die Küche weniger. Ist halt nicht ganz so die dicke Essenz der Erdmandel wie bei der trockeneren Version vorher, aber immer noch ein extrem gutes Getränk. Freu mich schon auf die nächste …