Fastenblog 5: Tag 30, Vom Anderen dafür umso mehr

FLORIAN HOLZER | 20.03.2015

Ein Monat ist um. „Ein Monat ohne Alkohol und Fleisch“ traue ich mich mittlerweile nicht wirklich zu behaupten, denn da waren natürlich ein paar Ausrutscher dabei (die ich mir eh irgendwie erlaubt hätte, also einen pro Woche, ich hab allerdings den Überblick verloren). Zuallererst halt einmal die Eröffnung des unvergleichlichen „Brickmakers“ (www.brickmakers.at) und geht es halt mal um heißgeräucherte Selchripperln, Brustspitz, Beinfleisch und das göttliche Pastrami, und um eine Armee von Craft Beers außerdem. Immerhin hab ich meine Besuche auf ein einziges Mal beschränkt und daraus zwei Artikel extrahiert, mach ich normalerweise nicht so. Und auch der Tatsache, dass es sich beim neuen „Automat Welt“ (www.automat-welt.at) primär um gute Wurstwaren dreht, konnte ich mich nicht entziehen, immerhin waren die Craft Beers noch nicht geliefert worden, dafür das alkoholfreie Jever.

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(das finstere Bild links: Pastrami im getoasteten Hausbrot im „Brickmakers“; rechts: dich geschnittete Qualitätswurstware von Labonca bei „Automat Welt“)

Insgesamt aber doch recht konsequent, darf ich mit ein bisschen Stolz schon sagen. Wird belohnt, dass Leute, die ich ein paar Wochen nicht gesehen habe, sagen, dass ich „gut“ aussehe (also gut im Vergleich zu vorher). Und sowas hört man schon gerne, doch, ja.

Davon abgesehen sind aber auch noch andere Veränderungen festzustellen. Erstens: Der Wasserkonsum ist dramatisch gestiegen. Das, was Ärzte und Gesundheitsfuzzis ständig raten, geht tatsächlich leichter, wenn man nicht von einem Bierchen oder einem Glas Wein davon abgelenkt wird, nämlich die zwei Liter Wasser pro Tag zu saufen.

Zweitens: Ohne Espresso geht jetzt gar nichts mehr. Die cremige Kaffee-Essenz aus der funkelnden Maschine ist zum unersetzlichen Fixpunkt geworden, noch viel mehr als früher schon, die Hingabe führte sogar so weit, der Gerätschaft wieder mal die aufwändige Innenreinigung angedeihen zu lassen. Was tut man nicht für seine Freunde.

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Drittens: salzige Nüsschen. Dereinst abends gern zum Glas vom guten Wein genascht, nun ohne Wein, dafür aber doppelt so viel. Erdnüsse, Pistazien, Rauchmandeln. Bricht die Versorgung zusammen, droht der Nervenzusammenbruch, ich fürcht’, da werd ich mit einem Spezialisten drüber reden müssen.

Viertens: viel mehr Zwiebel, viel mehr Butter und die Wiederentdeckung der Polenta in jedweder Farbe und Form. Also man kann sein Essen schon auch reichhaltig sein lassen, wenn man will. Ratatouille und gebratene Polenta ist jedenfalls das Lieblingsessen dieser Fasten-Saison, hatte ich schon mindestens drei Mal, freu mich schon aufs nächste. Die Sorgen, dass ich mit dieser Form der Enthaltsamkeit unendlich blad werde, bestätigten sich erfreulicherweise nicht, in die prekären Jeans komm ich wieder einigermaßen leicht rein. Und nächste Woche werd’ ich den Kitzrücken, Lunge und Herz fürs Kitz-Beuschel und den großen Schinken für Ostern bestellen. Worauf ich mich schon so sehr freue wie das Kind auf Weihnachten, womit der Zweck der Übung ja eigentlich schon erreicht wäre.