Der Fastenblog, Teil 3: Tag 4, Ablenkung ist die beste Verteidigung

FLORIAN HOLZER | 21.02.2015

Okay, die vergangenen drei Tage waren hart. Keine Ahnung wieso und warum, aber mein Körper signalisierte mir, dass er offenbar noch nie im Leben unter solchen Entbehrungen zu leiden hatte, faltig und schlaff die Haut, fahl der Teint, völlige Antriebslosigkeit, ab und zu leichte Depressionsschübe und sogar während des Schlafens müde. Ich mein, natürlich hatte der Leib schon ein paar Wochen lang kein Fleisch und kein Bierchen bekommen, aber daran konnte er sich offenbar nicht mehr erinnern. Stattdessen konnte er sich an im Ofen geschmorte Selchripperln erinnern und an das Geräusch der zerplatzenden Bläschen eines perfekt eingeschenkten Pils.

So kommt natürlich schwer Stimmung auf, klar. Da halfen auch die Fisch-Puffer (aus faschierten Rotfedern und anderen Weißfischen von der Attersee-Fischerin Ulrike Huber, www.finestfish.at) nicht, nicht das Räuchertofu-Pilz-Gröstel und die schwarzen Mais-Tortillas mit scharfem Garnelen-Ragout auch nicht.

Aber auch der dritte Tag geht vorbei, und damit die härteste Zeit der Prüfung. Hallo vierter Tag, hallo Tag der ersten Gegenmaßnahmen:

Erstens: kulinarische Höhepunkte generieren, die halt gerade mal nichts mit Fleisch zu tun haben. Lieblings-Gemüse einkaufen gehen, idealerweise am Markt, noch idealererweise bei Sonnenschein. Babyartischocken, Navetten, Erbsenschoten, Kochsalat, Kerbel, Estragon, Petersilie, Frühlingszwiebel.

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Zweitens: Fisch kaufen, und zwar von der guten Ware. Matjeshering, yeah, und Bonito gab’s beim Umar (www.umarfisch.at) auch gerade, 19,90 das Kilo, das Seelenheil ist es mir wert (der Wildfang-Steinbutt und der Drachenkopf sahen auch gerade fantastisch aus, aber die Fastenzeit dauert ja eh noch länger …). Und dass Gruber sein grandioses Sortiment an Räucher-, Pökel- und sonstwie haltbar gemachten Fischen noch ein bisschen länger über den Aschermittwoch hinaus hat, ist schwer zu hoffen.

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Drittens: Kochbücher kaufen. Denn die Abenteuer sind im Kopf, und über Pastrami in New York zu lesen, ist jetzt in der fleischlosen Phase auch nicht härter als während der regulären Protein-Diät, weil das ist hier ohnehin nicht zu bekommen. Im Gegenteil, die guten Rezepte, die schönen Bilder, das macht Lust auf Kochen, das weckt die Kreativität, fördert die Gemüse-und-Fisch-Kochlust aber ganz enorm.

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