Ja, verdreht nur eure Augen. Schon wieder so ein Fasten-Fuzzi, einer der von „Erdung“, vom „Finden der Mitte“, „Entschlacken“ und anderem Pseudo-Schmus faselt und wartet, dass ihn im Entbehrungswahnsinn das gleißende Licht erscheint …
Nö. Gar nicht.
Ich mach das mit dem Fasten jetzt schon seit etwa 20 Jahren, und zwar primär aus zwei Gründen: Schauen, ob’s noch geht. Und die Lust aufs Oster-Gelage auf ein nachgerade extatisches Niveau schrauben. Okay, dass man im Gesicht ein bisschen abnimmt, kann nicht wirklich als Nachteil gewertet werden, ist aber nicht Ziel der Übung.
Fasten schaut bei mir so aus: Kein Alkohol und kein Fleisch von Aschermittwoch bis Karsamstag, also zumindest auf keinen Fall im privaten Bereich, beruflich (ich bin Lokalkritiker …) Fleisch weitestgehend durch Fisch ersetzen, auf Alkohol weitestgehend verzichten, beziehungsweise dramatisch beschränken. Ein Tag pro Woche ist Fastenpause, das hat sich schon im Mittelalter bewährt, liest man, und schließlich soll’s ja auch Spaß machen irgendwie. Dieser Tag wird im Idealfall der Lokalkritik-Tag sein.
Warum Fleisch, warum Alkohol? Keine Ahnung, erstens weil klassisch, zweitens wegen Ostern (siehe oben), drittens weil Alkoholpause nie schlecht ist, würde ich sagen. Warum gerade jetzt? Wegen katholisch und so? Nein, nicht wegen katholisch und so, katholisch und so ist völlig bedeutungslos, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es von meiner Umgebung besser akzeptiert wird (also offenbar doch irgendwas katholisches), außerdem sind die Stichtage lässig und dann schreiben auch immer wieder diverse Fachleute, dass Fasten im beginnenden Frühling physiologisch durchaus von Nutzen sein kann. Soll mir recht sein.
Was also tun an D-1, dem kürzesten Tag? Im Idealfall so viel Fleisch essen und Alkohol trinken, dass einem erst einmal für ein paar Tage graust. Das mit dem Alkohol geht aufgrund der Nebenwirkungen nicht so ganz leicht, das mit dem Fleischverzehr wäre lächerlich mit Tendenz zur Dekadenz, also nachhaltig agieren und zumindest die Sachen verputzen, die die Fastenzeit sonst nicht überleben würden,und um die es schade wäre. Der Jamon Iberico bellota, Souvenir aus Barcelona und bester Schinken, den mein alter Schinkenschnitt-Apparat je schneiden durfte, wurde voriges Wochenende jedenfalls mal rituell aufgegessen. Vom Gleinkersee-Leberkäse, samstags am Bio-Markt auf der Freyung erworben, verpasste ich mir eine dezente Überdosis, mal sehen, wie lang das anhält.
Leichte Nervosität ist jedenfalls vorhanden, Torschlusspanik, was noch schnell essen, ohne was komme ich keine 40 Tage durch … ? Don’t panic, sage ich mir dann gönnerhaft, haben wir ja schon früher geschafft, das.