Ochs im Glas, Teil 10: Schnitzel? Das muss ein Scherzel sein!

FLORIAN HOLZER | 09.06.2014

Wir hatten zwei interessante Tage. Am Freitag war jede Menge Presse da, lauter Journalistinnen, von denen eine – Julia Pühringer von Tele – schließlich auch fragte, ob das irgendwie so ein Männerding sei. Wir verneinten einhellig. Dann machten wir Rahmgeschnetzeltes, weil Ingo Pertramer die Devise vorgab, dass erstens mehr Gemüse mitspielen müsse, um zweitens mehr Gläser voll zu kriegen. Wir nahmen viel Erbsen. War eh okay, wird aber nicht der Renner unter unseren Ochs-Gläsern werden, hab ich das Gefühl.

Heute, Montag, drehten wir den Freitag fertig und machten zum Geschnetzelten noch was wirklich Würdiges dazu, nämlich Schulterscherzel in Cremespinat. Das Schulterscherzel zu kochen, war ein Vergnügen, muss man sagen, super Geschmack, großartige Struktur, saftig und köstlich und wunderschön. Und sechs Liter Suppe fielen auch noch ab. Und den Cremespinat machten wir natürlich selbst, ein sieben Kilo schwerer Giganten-Sack mit grünem Blattwerk wurde da angefahren, wir machten das Gemüse auf drei oder vier Chargen weich, Nowak röstete ein wenig Einbrenn an und schämte sich eh dafür, wir pürierten, mischten, knofelten, muskatierten – es wurde ein Weltmeister-Spinat und noch dazu ziemlich viel davon.

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Die zwei Schulterscherzeln wurden in insgesamt 18 Stücke geschnitten, in die Gläser gesetzt und mit der grünen Creme bedeckt. Schönes essen, und auch ziemlich gut. Machte uns stolz.

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Weitaus wichtiger war aber der Besuch, den wir heute bekamen, nämlich Claudia Ringl von der Fleischerei Ringl in Wien 6 (http://www.fleischerei-ringl.at), der wahrhaftigsten und echtesten Fleischhauerei, die ich kenne. Junior-Chefin Claudia Ringl war gerade im Waldviertel, um dort ihre Schlachterei zu visitieren, und nahm die Gegegenheit wahr, um mal bei uns reinzuschauen.

Wir fragten sie, wie man aus großen Stücken dünne Schnitzel schneidet, und sie zeigte uns das. Und zwar mit einem Messer, das sie immer bei sich führt, und das verdammt viel größer und verdammt viel schärfer war als alle unsere Messer. Ja, auch als meine (wobei ich das japanische Carbonstahl-Gerät gerade nicht dabei habe …). Sie zeigte uns auch, wie man die Schärfe von Messern prüfen kann, nämlich, indem man sich da so in den Daumennagel schneidet. WAAAHHH. Das ist fürchterlich, und ich hoffe, dieses Bild je wieder aus meinem Kopf bekommen zu können …

Und weil wir dann jedenfalls Schnitzel hatten, aber erst morgen Rindsrouladen machen werden, nutzten wir die Gelegenheit, Pertramers alte Einrex-Bibel aus dem Jahre 1912 ein bisschen zu überprüfen, wo ja auch eine Anleitung zu finden ist, wie man Schnitzel einrext. Machten wir also. Machten Schnitzel, rexten das schönste davon ein, den Rest warfen wir der Crew vor, die sehr froh war.

Das eingerexte Schnitzel schaut übrigens ziemlich scheiße aus, muss man sagen. Aber ob es scheiße genug aussieht, um den Daumennagel-Schnitt vergessen zu können, weiß ich noch nicht ganz genau …