Ochs im Glas, Teil 7: Die heiligen zwei Könige

FLORIAN HOLZER | 03.06.2014

Wir kochten da ja gestern diese drei Töpfe Gulasch. Wadschunken hinten, zwei mal, Wadschunken vorne, zweimal, Hals. Sehr viel Fleisch, sehr viel Zwiebel, reichlich Paprika, reichlich Kümmel, Reichlich Majoran, große Töpfe, sehr viel rühren (habe eine Blase Handfläche/Ansatz des kleinen Fingers). Interessant: jeder Topf wurde anders, und zwar völlig. Zwei Töpfe hatten das Privileg, auf einem Dreibein (den wir mit vor Ort vorrätigen, geschmiedeten Ketten aus dem Mittelalter und Gestänge von 1760 einigermaßen verstärken mussten) übers Lagerfeuer zu kommen. Das tat ihnen gut. Einer hatte das Pech, dass wir uns ein bisschen verwürzt haben, worauf ich jetzt nicht so genau eingehen will, sondern nur verraten: Wir haben dann grünen Koriander rein getan, werden ihn „Zum Goldenen Drachen“ oder „Langer Marsch“ nennen und lieben ihn sehr. Fakt ist jedenfalls: Jeder dieser Töpfe schmeckte völlig anders, und das ist auch gut so.

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Am Vormittag wurde das dann eingerext. So viele Gläser, wie wir bisher an drei Tagen nicht geschafft haben, gefühlte tausend, wahrscheinlich an die hundert. Pertramer und Nowak checkten die Logistik mit den Kochern, den in Essigwasser gesottenen Dichtgummis, den sterilisierten Gläsern, den eingehaltenen Einkochzeiten und den nicht divergierenden Einkoch-Temperaturen. Ja, schwierig, ja, technisch, ich war ja immer eher in den musischen Fächern stark und in Geographie. Ich rührte, und versuchte, das mit den Blasen im Griff zu haben.

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Wurscht, wir bekamen’s in die Gläser, ich wurde gelobt, dass ich die Schöpfkelle sauber und sicher bewege (Blase auf der Handfläche/Ansatz Daumen, permanenter Krampf im Daumen) und widmeten uns dann zwei anderen Stücken, die ja beide nicht gerade geringes Prestige genießen: Filet und Tafelspitz. Filet einzukochen ist natürlich eine Schande, weiß ich eh, aber was soll man machen – Eid ist Eid. Wir überlegten, wie man das edle Stück des unbenutzten, kurzfaserigen, fein marmorierten und zum Braten/Grillen wie geschaffenen Muskels artgerecht ins Glas bekommen könnte, entschieden uns für grobwürfeliges Anbraten und dezente Umgebung von pürierter Karotte (Ja, es fiel uns nicht leicht. Und ja: Wir legten uns am Abend ein paar Stücke, für die wir gerade zufällig keine Gläser/Pfannen/Töpfe – wurscht – hatten, auf die Glut).

Waren die Filets noch einigermaßen in Haushaltsgröße, so legten die zwei Tafelspitze und Tafelstücke schon einigermaßen Masse vor. Doch, das ist schon sehr groß, wenn man’s nicht einfach so beim Fleischhauer kauft, sondern frisch aus dem Rind schneidet: Zwei Kinder-große Töpfe voll, viele, viele Kilo. Wir entschieden: Siede es mit Wurzelwerk, nimm es zum richtigen Zeitpunkt aus dem Topf, schneide es in stolze Stücke, tu diese in die großen Gläser, fülle auf mit heißer Suppe und wirf sie dann ins brodelnde Wasser. Haben wir gemacht. Schaut toll aus. Wie im Naturhistorischen Museum irgendwie. Ob das jetzt noch so wirklich zart und saftig ist, ist halt die Frage, werden wir in einem Jahr wissen. Die Filet-Würfeln in Karotten-Creme machen übrigens ordentlich was her. Fürs Auge. Was die Zunge sagt, wissen wir später. Viele Gläser geschafft, guter Tag. Filets am Grill, Rotwein. Yeah. Auf Carson!