Ochs im Glas, Teil 6: Dreimal eine Bank

FLORIAN HOLZER | 02.06.2014

Die Leberknödel wurden dann übrigens eh noch super. Also es brauchte ein bisschen, Pertramer und Nowak hatten noch bis Freitag nacht oder Samstag Nacht oder Sonntag Vormittag (da divergieren die atemlosen Berichte ein bisschen) nämlich noch ziemliche Action, weil sich die Knödeln beim Einkochen ziemlich aufbliesen und Suppe aus den Gläsern drückten. Sie füllten dann um, es klappte, und durch das Aufsaugen der Suppe ging auch der etwas brotige Geschmack weg. Es waren konkret 1A Leberknödel, genau solche, die ich in den vergangenen 25 Jahren immer zweifelsfrei als unnatürlich perfekt und damit zweifelsfrei aus industrieller Fertigung decouvrierte. Werde ein bisschen über Leberknödel nachdenken müssen…

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Heute standen drei Kapitel am Plan, bei denen eigentlich nichts schief gehen kann und die irgendwie immer für Begeisterung sorgen, oder zumindest für anerkennendes Schulterklopfen: Zunge, Ochsenschlepp und Gulasch. Mit den beiden Polen Zunge und Schlepp beendeten wir die Innereien-Phase etwas verspätet, das Gulasch war wiederum für die Moral dringend notwendig, weil da endlich was weitergehen musste: 55 Gläser nach drei Tagen Kochen ist ein schlechter Schnitt und rief bei einigen Mitgliedern des Ochs-im-Glas-Teams Versagenspanik hervor.

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(von links: Thomas Nowak, Ingo Pertramer, Heinz, Florian Holzer)

Zunge machten wir klassisch, nämlich mit Erbsenpüree, was nicht nur gut schmeckt, sondern auch das Auge erfreut, nach den diversen Variationen von Braun, Ocker und Beige mal ganz angenehm, so was Grünes. Der Schlepp kam mit Wurzelwerk und ein bisschen Kochschokolade nach scharfer Anbratung in sehr viel Rotwein und schmurgelte dort, bis sich das Kolagen-klebrige Schlepp-Fleisch von den Schwanzwirbeln löste. Und das Gulasch wurde so gemacht, wie man Gulasch halt macht, wenngleich in vielleicht etwas anderen Dimensionen: Wir hatten da wohl an die 50 Liter, die unter anderem in zwei Töpfe über zwei Lagerfeuern landeten und dort jetzt ihrer Homogenisierung entgegensimmern. Wir riechen jedenfalls sehr nach Rauch und hoffen, dass das gegen die Gelsen, die relativ prompt nach Beendigung der Regenkatastrophe ihren Job antraten, hilft. Wahrscheinlich aber nicht.