Ochs im Glas: Der Prolog

FLORIAN HOLZER | 25.05.2014

Die Ausgangslage:

Vor etwa einem Jahr hatten Fotograf Ingo Pertramer und ich Lust darauf, irgendwas Interessantes, Kulinarisches fürs Fernsehen zu machen, irgendwas, was es bis dahin noch nicht gegeben hat. Pertramer erwähnte, dass er ein hundert Jahre altes Kochbuch erstanden hatte, in dem es ums Einrexen geht, das gute, alte Einkochen nach Omama-Art. Er war sehr begeistert davon und schwärmte von seinen Gläschen eingerexten Sugos, dass es nur so eine Freude war.

Und daraus entwickelte sich dann schön langsam und im Beisein der einen oder anderen Flasche Wein die Idee, ein ganzes Tier einzurexen. Von vorne bis hinten, beziehungsweise „nose to tail“, wie das jetzt heißt. Die Idee galoppierte, die Ambition wurde immer größer, das angepeilte Tier wuchs vom Schwein über das Jungrind zum ganzen Ochs, und dass wir es selber zerlegen und eigentlich auch selber töten sollten, war auch bald irgendwie klar. Wenn schon, denn schon.

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Bald war ein Dritter gefunden, der bereit war, bei dem Ding mitzumachen, Thomas Nowak, Besitzer eines malerischen Bauernhofs im Waldviertel, der sich als Austragungsort anbot, und darüber hinaus extrem versiert in Koch-Experimenten aller Art. Das Projekt „Ochs im Glas“ (https://www.facebook.com/pages/OCHS-IM-GLAS/1481007712127048) war geboren, Pertramer organisierte Sponsor und Filmteam, kümmerte sich darum, dass sich wer um den Vertrieb kümmern wird, Nowak begann insgeheim, die Bestände historischer Rex-Gläser in Ostösterreich aufzukaufen, ich erwarb Gummistiefel, überlegte mir die Zubereitung von Bruckfleisch  und war im übrigen sehr beeindruckt.

Jetzt geht’s lohos

Und jetzt sind wir da. Wir haben die Tische richtig hingestellt, die Gaskocher zusammengeschraubt, Steine für die zwei Lagerfeuer geholt, den „war room“ installiert, uns (konkret ich mir) ungefähr 18 Mal den Kopf an den irrwitzig niedrigen Türbalken des Bauernhauses angestoßen, die neuen Rex-Gläser geschlichtet, die alten Rex-Gläser bewundert und festgestellt, dass wir ein paar Kochbücher vergessen haben. Und beschlossen, dass das nicht so tragisch sein wird, weil wir eh nicht nach Kochbüchern kochen.

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Die Lampen im Ausmaß alter Flak-Scheinwerfer wurden installiert, wurden Probe-gezündet und haben dann sogar funktioniert. Wie man sich mit frisch geschliffenen, Hölle scharfen Messern nicht in den Finger schneiden soll, wenn einem insgesamt 6,5 Kilowatt Licht ins Auge strahlen, ist mir noch nicht ganz klar. Man gewöhne sich daran, sagen die Regisseure Jakob Kubizek und Peter Sihorsch von der Jenseide (http://jenseide.at).

Der Ochs lebt einstweilen noch. Noch ein paar Stunden. Wir gehen davon aus, dass wir zum augenblicklichen Zeitpunkt ein bisschen nervöser sind als er.