Boiler Room: Ausbeutung oder tolle Plattform?

DALIA AHMED | 07.11.2019

Sollten dereinst Bücher über globale Clubkulturen unserer Zeit entstehen, wird die Streaming-Plattform Boiler Room nicht unerwähnt bleiben. 2010 gegründet, als der Londoner Blaise Bellville begann, für sein Onlinemagazin Plattform mit befreundeten DJs via Webcam aus einem Heizraum heraus zu streamen, mutierte der Kanal bald zu einem internationalen Unternehmen. Die Frage nach dem ausbeuterischen Charakter eines Mediums, das sich aus der kreativen Arbeit marginalisierter Gruppen speist, ist berechtigt. Boiler Room macht viel Geld durch Kooperationen mit Konzernen, die nach der Credibility der Subkulturen lechzen, gleichzeitig bietet es DJs und Crews aus aller Welt eine Plattform, in größerem Stil bei der Arbeit gesehen zu werden. Zwar keine Plattform, die diese Crews selbst betreiben, aber dennoch eine Möglichkeit, internationale Aufmerksamkeit auf sich und die eigene Szene zu ziehen. Besser als nix, I guess.

VORSCHAU

DONNERSTAG (7.11.): Boiler Room veranstaltet ein Technoevent am Stadtrand. Wo, wird vorab nicht verraten. Bekannt ist nur, dass das Wiener Kollektiv Funkroom beteiligt ist und unter anderem Planet Mus µ-Ziq und der Berghain Resident Fiedel auflegen werden. Afterpartys werden im Werk und im Celeste gefeiert. Nach dem Release von B.Visibles Album „Pleasant Clutter“ erklingen in letzterem Funk, Disco und globale Club-Töne.

FREITAG: Die 808 Factory ist ein Garant für gute Hip-Hop-Partys. Das beweist die Crew im Camera Club mit dem deutschen Produzenten hnrk, Dj Heroin aus Köln und einem überharten Rave Floor. Darken Techno gibt es bei F*cken Plus im Werk, und noch mehr „Utz-Utz“ Töne dröhnen bei der Hostile Invasion im Fluc aus den Boxen.

SAMSTAG: Das österreichische Hip-Hop-Label Duzz Down San lädt zum Clubbduzz im Celeste. An den Decks stehen Dorian Pearce, Chrisfader sowie die griechischen Producer und DJs Kill Emil und Bill Qause. Unten im Wirr, also dem Club Dual, wird die Nebelmaschine angeworfen und der Strobo flackert bei der Darkroom Disco zu Italo, Electro und Wave Beats.

SONNTAG: Das Fluc ruft zur Solidarität mit der kurdischen Zivilgesellschaft auf. Dazu gibt es eine Podiumsdiskussion, Livemusik kurdischer Kunstschaffender sowie Ambient- und Techno-DJ-Sets.


Flyer der Woche ausgesucht von Lisa Kiss