Warum Richard Schmitt schmutzt

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 885

Armin Thurnher
am 16.11.2022

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Eine der schwierigsten Fragen unserer Social-Media-geprägten Publizistik ist jene, wie man mit Verleumdung, Lüge und öffentlicher Hetze umgeht, die einen selbst betrifft. Reagiert man auf sie, verstärkt man sie und gibt ihr einen Schimmer dessen, wofür man selbst steht, beschmutzt sich zugleich aber mit dem, was einem angedichtet wird. Außerdem macht man, so man mehr Reichweite, Followers oder Ähnliches hat, das Übel nur noch bekannter. Schweigt man aber, scheint man, dem alten römische Sprichwort gemäß, zuzustimmen. Qui tacet, consentire videtur.

Nein, ich rede nicht von mir. Ich rede von Florian Klenk und seinem Beschmutzer Richard Schmitt. Schmitt schmiert in einem „Online-Medium“ namens Exxpress seit Jahren gegen Klenk, den Falter und fallweise auch gegen mich.


Das „Medium“ (man mag es nur mit spitzen Fingern so nennen) Exxpress brachte einen neuen Ton in die vergleichsweise naiv-korrupte österreichische Medienlandschaft. Es desinformiert und denunziert nach dem Muster der amerikanischen Alt-Right. Dieses Muster unterscheidet sich vom herkömmlichen Geschmier dadurch, dass es auf den Anschein von Anstand keinen Wert mehr legt.

Während Wolfgang Fellner so tut, als sei er Journalist, ist dieser Anschein Leuten wie Schmitt egal. Donald Trump ist ihr Vorbild. Er hat mehr als 20.000mal gelogen oder die Wahrheit verdreht, und seinen Anhängern ist das völlig wurscht! Daraus lernen Leute wie Schmitt, man braucht nicht so zu tun, als würden einen Dinge wie Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit oder Seriosität interessieren. Sie verzichten darauf, so etwas auch nur zu simulieren. Das einzige, was diese Leute interessiert, ist der Sieg in der politisch-publizistischen Schlacht. Wahrheit ist Konvention, Konventionen sind Luxus. Man kümmert sich einfach nicht um sie und lügt frisch drauflos. Es geht darum, die Integrität von Menschen zu zerstören, die glaubhaft integer sind.

Damit wird der Demokratie ihr Fundament, der gesellschaftliche Boden des Arguments entzogen? Wurscht, Demokratie ist eh nur für Linke und Unterschichtler, uns geht es um den Sieg im politischen Kampf, um den Vorteil für uns, die Unseren und unsere Spender. So dachten Kurz und die Seinen, und Exxpress ist ein Ausdruck dieser Denkweise. Den Unterschied zwischen Exxpress und dem, was man herkömmlicherweise ein Medium nennt, kann man nicht einmal auf Sobotkas parvenühaft protzigem Bösendorfer Ver-Sacrum-Kitsch-Klavier spielen.

Wie viele Medien der US-Alt-Right wird Exxpress von rechten Reichen finanziert, von der Mehrheitseigentümerin Eva-Schütz-Hieblinger, der Ehefrau des Financiers und Sebastian Kurz-Partners Alexander Schütz. Schmitt selbst agierte, ehe ihn die Krone und dann Österreich feuerten, als Agent des Heinz Christian Strache, der ihn im Ibiza-Video als „einen der besten Leute die es (im Journalismus) gibt“ lobte. Der naive Strache orientierte sich an Schmiedl Viktor Orbán, Schmitt gleich am Schmied, an den amerikanischen Wahlleugner- und Capitolbesetzer-Medien von Breitbart bis Fox-TV.

Deshalb versucht Schmitt noch immer, die längst verlorene Causa der Un-Politik aka Kurzismus zu retten; weil das im Angesicht stets neuer Beweise immer schwieriger wird, trachtet er danach, jene zu beschädigen, die, wie er es wohl sieht, zum Sturz von Kurz beigetragen haben (als wäre nicht Kurz über Kurz gestürzt). Das ist nicht nur Rachsucht, das ist Kalkül: die Kurz-Kritiker stehen der Un-Politik und ihren Un-Medien im Weg. Florian Klenk und der Falter eignen sich dafür idealtypisch, weil Schmitt damit zugleich Kurz’ Ex-Partner Strache rächen und dessen Nachfolgern den Weg freimachen zu können meint.


Deshalb verleumdet Schmitt wider besseres Wissen Florian Klenk, weil der einmal mit Christoph Chorherr und zahlreichen anderen Leuten nach dessen politischer Karriere ein Wochenende im Salzkammergut verbrachte. Auf eigene Rechnung. Als danach die Vorwürfe gegen Chorherr auftauchten, die jetzt vor Gericht verhandelt werden, erklärte Klenk sich für befangen und übergab die Berichterstattung im Falter an andere. Das alles hat er längst im Falter und auf Facebook öffentlich gemacht.

Es gibt also weder den Anschein von Vorteilsnahme oder Bestechung noch sonst etwas, was dieses Wochenende in die Nähe eines „Falles“ rücken könnte. Was zum Fall Chorherr zu sagen ist, habe ich gesagt. Ihn auf eine Ebene mit wirklicher Korruption zu stellen, ist eine Sauerei. Es gibt auch keinen Fall Klenk. Es gibt da einfach kein Problem.

Typischer Schmitt-Tweet samt Umfeld

Trotzdem schrillt Schmitt mit einer Energie, die man verhaltensauffällig nennen müsste, wüsste man nicht, dass sie für den schlechten Zweck gut bezahlt wird, Tag für Tag solche Sätze hinaus: „Urlaubs-Haberer vom Chorherr“ (man beachte die Eleganz der Formulierung), fragt hilflos: „Wann wird Klenk dafür gefeuert?“ (niemals), biedert sich bei der Falter-Redaktion an: „Für euch muss das doch extrem belastend sein“ (nur insofern, als wir dann solche Texte schreiben müssen) oder halluziniert ganze Abteilungen im Falter: „Wann endlich reagiert die Compliance-Abteilung des Falter?“ (hiermit: Schnauze, Schmitt!).


Das einzige Problem außer den beschriebenen politischen Problemen, wenn man sich mit Schmitt und den Seinen auseinandersetzt, ist ihre mangelnde publizistische Satisfaktionsfähigkeit. Heißt man einen Verleumder wie ihn einen Verleumder, stört ihn das überhaupt nicht. Er macht ja nur seinen Job.

Die Denunziationen und Lügen dieser Leute sind so platt, dass jedes Wort der Erwiderung verschwendet scheint. Der Mann ist einfach grottenschlecht und, wie der Volksmund sagt, echt tiaf.

Aber, was soll man machen, manchmal braucht’s ein metaphorisches Ohrenreiberl, und wenn’s dem metaphorisch Ohrengeriebenen nicht schadet, ihn vielleicht sogar noch anstachelt, nützt es doch uns, weil wir uns danach ein bisschen besser fühlen.


Distance, hands, masks, be considerate! Ihr Armin Thurnher

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