d Gegenteil muss d Ziel sein. Frau Sachslehner und die Folgen.

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 828

Armin Thurnher
am 09.09.2022

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Leider kann die Seuchenkolumne Frau Sachslehner nicht unterstützen, da sie der Meinung ist, Frau Sachslehner gibt es nicht wirklich. Foto @ ÖVP

Indem Ministerin @lgewessler den Klimabonus auch an Asylwerber auszahlt, macht sie (österreichische Fahne) für Migranten noch attraktiver. Doch genau d Gegenteil davon muss d Ziel sein. Ich plädiere deshalb dafür, dass bei künftigen Maßnahmen noch genauer darauf geachtet wird, wer davon profitiert.

@l_sachslehner

Dieses Stück Prosa, ich möchte sagen, dieses Miststück von Prosa erschien gestern auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und kam nur deswegen zu meiner Kenntnis, weil mein ins Funkloch abgetauchter Lyrik-Dialogpartner Claus Pándi auftauchte und, nach Luft schnappend, dieses Stücks gewahr wurde, worauf er die Verfasserin Laura Sachslehner nach eigenen Angaben blockierte und wieder abtauchte.

Fern sei mir, Frau Sachslehner zu blockieren! Ich will und muss am Puls der Ereignisse bleibe. Mit Scheiße überhäuft zu werden, ist mein stolzer Beruf und meine ewige Prüfung.

Das Stück aber stand nun vor meinen Augen, und da ich nicht abtauchte, obwohl ich gestern das Stück „Ingolstadt“ am Burgtheater sah, in dem dauernd Akteurinnen und Akteure ins Nass abtauchen, einander wieder ans Ufer ziehen, umbringen, retten, vergewaltigen, erneut retten, um einander erst recht einzutunken und umzubringen undsoweiter, sage ich nun etwas dazu.

Als Kind nahm mich mein Großvater mit in den Zirkus. Das war eine großartige Sache, es waren die stolzesten Zirkusse der Zeit, Rebernigg, Knie, Hagenbeck und so. Opa hatte ein königliches Vergnügen daran. Wer weiß, ob er sich getraut hätte, allein in den Zirkus zu gehen, wie hätte das ausgesehen, ein Mann gesetzten Alters, an die siebzig? Das weiß ich nicht, aber mit mir an der Hand war er gänzlich unverdächtig. Wir gingen immer zuerst in die Menagerie, die Tiere anzusehen. Völlig naiv, unbeleckt von Tierschutz, war es so ähnlich wie Karl-May-Lesen: der Mund stand einem (mir, und ihm auch) offen, und man war weit anderswo.

Dann flogen halbnackte Menschen durch die Luft, türmten einander zu unvorstellbaren Pyramiden, machten Balancekunststücke, das Herz blieb einem stehen, wenn sie auf dem Seil hoch über dem Erdboden das Zelt durchquerten. Die Clowns fand ich meist nicht besonders lustig. Doch eine der stärksten Zirkuserinnerungen war eine Clownnummer. In diesem Fall ingolstadtverschärft: eine schwarze Gummiplane wurde eilends in der Manege ausgebreitet, Wasser wurde schäumend eingeleitet, schon war die Manege ein See, in dem die Clowns weiß Gott was aufführten.

Der mich erschütternde Moment war die Schnelligkeit des Umschlag von als strahlender Wüstensand wahrgenommenem Sägemehl in schwarzes Wasser. Wie würden sie das viele Wasser je wieder hinauskriegen? Würden wir alle untergehen?

Vielleicht habe ich es nur geträumt, vielleicht war es ein Bühnentrick wie in „Ingolstadt“, ich weiß es nicht mehr.

Aber warum erzähle ich ihnen das?

Ah ja, wegen des Auf- und Abtauchens.

Frau Sachslehner existiert ja nicht wirklich, sie ist nur ein Twitter-Meme, interessant vor allem, weil in dem, was sie äußert, in vorgestellt jugenddigitaltauglicher Form aufscheint, was die „Badei“ und deren Kopferte sich an allerlei Klugem ausgeheckt haben. Weswegen also sie blockieren?

Man munkelt ja des längeren, die Großintellektuellen Wöginger und Sobotka würden die Köpfe zusammenstecken, um Substantielles zur Rettung der ÖVP auszuhecken. Meine Information: Sie steckten die Köpfe zusammen, bekommen sie aber nicht mehr auseinander. Eine Verwicklung, ein Denkunfall, eine Versteckung, deswegen warten wir noch auf die Lieferung von Substanz.

Aber die Herren Karl Nehammer und sein Nachfolger als Innenminister – wiehießerdochgleich? ah ja, Gerhard Karner – haben von Sebastian Kurz ein Stück Papier geerbt, das dieser in ein Kuvert steckte und nach Tradition amerikanischer Präsidenten seinem Nachfolger hinterließ, und dieser wiederum dem seinen. Darauf stand in manierlichen Blockbuchstaben:

AUSLÄNDER RAUS GHÖRT UNS, NED DEM KICKL!

UND: BLOSS NED HAGLICH FORMULIERNA!

Der soziale und ökonomische Schaden, den eine Partei des Kapitals, die global ausgerichtet sein müsste, sich und uns und einer Gesellschaft zufügt, die ihren Nachwuchs auf Dauer nicht mehr allein aus EU-Erweiterungsländern speisen wird können, lässt sich nicht ermessen. Wo sind die Mitglieder dieser Partei, die sich einmal als christlichsozial verstand? Sie könnten auch ein Moraldefizit einmahnen. Ich weiß, es gibt sie, an manchen Sonntagen gehen sie gegen solche Reden und Praktiken demonstrieren.

Ich glaube, Frau Sachslehner und ihre Vordenker, die unser Land für Migranten unattraktiv machen wollen, werden mit ihrer lächelnden Menschenverachtung in ein ziemlich tiefes schwarzes Wasserloch fallen.

Die hingegen es für Migration attraktiv machen und vor allem attraktiv für alle, die sich integrieren und hier in sogenannten Mangelberufen, aber auch in allen anderen jene Leistung bringen, die viele Wählerinnen und Wähler der Altparteien längst verweigern, sie werden trockenen Fußes über das tiefste Wasser gehen. Amen.


Distance, hands, masks, be considerate!

Ihr Armin Thurnher

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