Ich liebe fast alle, die mich lesen (xte Folge)

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 808

Armin Thurnher
am 17.08.2022

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Die Umstände des Landlebens bringen es mit sich, dass Heuarbeit mit Hitze zusammenfällt. Solange ich dabei nicht zusammenfalle und doch noch abends ein Kolümnchen herausschiebe, ist alles gut. Die gestrige Kolumne erhielt sofort nötige Korrekturen leserinnenseits, weil ich Herrn Rosenkranz irrtümlich Rosenzweig nannte, in der sicheren Meinung, der komme auf keinen grünen Zweig. Ich entschuldige mich hiermit trotzdem bei Walter Rosenkranz.

Dass mir als altem Fan der Kronen Zeitung der Name Rosenzweig hineinrutschte, ist verständlich: Der Anwalt Wilhelm Rosenzweig leitete die Kronen Zeitung 1966 kommissarisch, als die SPÖ vergebens versuchte, ihr Eigentum an diesem Blatt nachzuweisen. Im Namen der Pressfreiheit wurde das Intermezzo bald beendet, federführend war auf Seiten der Krone der sozialistische Gewerkschafter Günther Nenning. Franz Olah, der rechte Sozialist, hatte mit illegalen Besicherungsmethoden die Krone finanziert, konnte aber vor Gericht seinen Besitzanspruch nicht verfestigen. Somit hatten Hans Dichand und Kurt Falk das Blatt in ihren Besitz gebracht, ohne wirklich etwas für seine Finanzierung getan zu haben. Glück muss der Mensch haben.


Weiters nannte ich den US-amerikanischen Ekelpublizisten Alex Jones Alan Jones. Alan Jones war ein australischer Formel-1-Fahrer, der sogar einmal Weltmeister wurde. Er fuhr zur heroischen Zeit der Formel 1; als er 1977 auf der Un-Marke Shadow den Großen Preis von Österreich gewann, war das so überraschend, dass niemand die australische Hymne parat hatte. Ein Trompeter spielt stattdessen „Happy Birthday“. Ich liebe meine Leserinnen und Leser, die mir sofort warnende Mails schicken, um mich vor derlei Peinlichkeiten zu bewahren. Ich spüre da eine Empathie, die mich retten will, und die mich wirklich freut. Danke.


Fots: Nina Barthon

Unter anderem kam aus dem Publikum die Frage nach dem Kater (implizit auch die Erkundigung, ob es denn keine Kater-Dialoge mehr gebe). Antwort eins: dem Kater geht es ausgezeichnet, er ist in Pension bei der Schwägerin. Wir verlängerten das noch ein paar Tage, wegen meiner Heufron und weil die Frau in Slowenien weilt. Ich darf berichten, dass Hannibal mit einer russischen Invasorin fertig wurde, die den Garten seines vorübergehenden Domizils okkupieren wollte. Es handelt sich um ein kräftiges, dunkelgraues Exemplar mit sehr buschigem Schwanz, das dem guten alten Hannibal ein kriegerisches Pfauchen abnötigte, worauf es sich trollte. Seine Besitzer sind Russen, aber sehr nett, wie mir die Schwägerin versichert. Ließen sich nur alle Überfälle derart leicht erledigen. Derart leicht ist leicht hingesagt, einen Tag lang nach gewonnener Abwehrschlacht lag der erschöpfte Altkater auf dem Teppich, diesem ziemlich gleich. Er kommt wieder, auch in der Kolumne, keine Frage!


Feine Antworten kamen auch in Bezug auf Heini Staudinger. Ein Ehepaar, lange Zeit schon Falter lesend, schrieb mir, sie würden meiner Kolumne von Anfang an mit Interesse folgen und fänden sie oft auch sehr unterhaltsam. Und außerdem: „Wir kaufen schon seit 30 Jahren Waldviertler und finden Ihre heutige Wortwahl zu Heini Staudinger sehr charmant. So können wir auch weiterhin die von uns geliebten Waldviertler tragen.“ Unbedingt. – Das definitive Mail kam von einer alten Freundin, die schrieb: „Du schaust aus wie ein alter Zausel, aber du schreibst wie ein junger Gott!“ Besser als umgekehrt, sage ich. Und danke.


Ich wurde auch gefragt, warum ich Tassilo Wallentin in meiner Kandidaten-Show nicht erwähnt habe. Ehrliche Antwort: ich habe ihn vergessen. Außerdem warte ich gern ab, ob er zu etwas fähig ist, das über die Mischung aus reaktionärem Mief, Narzissmus und Dichand-Anbiederung hinausgeht, die er in der Krone vor sich hertrug. Im Übrigen beobachte ich die Selbstdomestizierung der Kronen Zeitung, die schon ins Faymanneske lappt, mit Dackelfalten auf der Stirn. Bin aber froh, dass wenigstens der Kardinal nicht zur Bundespräsidentenwahl antritt.


Distance, hands, masks, be considerate! Ihr Armin Thurnher

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