Corona kommt nicht wieder. Nicht nötig. Es ist noch da!

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 758

Armin Thurnher
am 20.06.2022

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Die Jahreszeiten sind in Österreich auch nicht mehr, was sie waren. Nur auf eines ist Verlass: klare Ansagen und vorausschauende Maßnahmen, notwendige Impfstoffe betreffend, brauchen wir von der Regierung nicht zu befürchten. Die Wissenschaft hingegen hat einige interessante neue Erkenntnisse, und sie sind nicht eben aufbauend. Eine durchgemachte Erkrankung, so berichtet Epidemiologe Robert Zangerle, schützt erstaunlicherweise nicht vor Neuinfektion.“ A. T.

»Im Supermarkt haben mittlerweile die meisten Menschen keine Masken mehr auf, Konzerte finden wieder mit voller Besetzung statt. Für viele ist es wieder wie „vorher“. Vorher? Nein, so wird es wohl nicht mehr sein, jedenfalls nicht für diejenigen, die in der Corona-Politik nicht in erster Linie eine Einschränkung ihrer Freiheit gesehen haben. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung ist vorsichtiger geworden. „Corona“ ist nicht mehr das Thema, da scheint die Teuerung den Krieg in der Ukraine abzulösen. In den Nachrichten taucht das Wort „Corona“ zuletzt jedoch wieder mehr auf, meist in Verbindung mit einer Warnung eines Seuchenerklärers oder einer Seuchenerklärerin, die auf die nächste größere Welle im Herbst hinweist, oder aber mit dem Verweis, dass die jetzige „Sommerwelle“, die „Herbstwelle“ massiv schwächen könnte. Man staunt auch, dass „der Peak der Sommerwelle (…) im August/September erreicht sein“ könnte. Offensichtlich tut sich Österreich mit den Jahreszeiten schwer, oder sind heimlich die acht Jahreszeiten der Samen in Skandinavien oder die sechs Jahreszeiten der australischen Aborigines in Arnhemland eingeführt worden? Der an und für sich schöne Herbst verkommt zum Alibi für die Gesundheitspolitik. Man müsse sich auf den Herbst vorbereiten, um Lockdown und Schulschließungen zu vermeiden. Mit Blick auf den Herbst soll es auch wieder eine Impfkampagne geben, dann aber richtig!

Nach einem halben Jahr 2022 geht Österreich nun nach zwei Rekordhöhen an Coronavirus-Infektionen (am 1. Februar 43 977, vorwiegend BA.1 und am 15. März 63 886, vorwiegend BA.2) aber in eine „Sommerwelle“. Nach einem gut 10-wöchigen Rückgang an neuen Infektionen kam es Ende Mai (Umschlagspunkt 27. Mai) zuerst zu einem Plateau (effektiver Reproduktionsfaktor um 1), wo BA.2 noch dominierte. Nach und nach nimmt nun der Anteil von BA.4 und BA.5 zu, letztlich eine Mischung aus einem Wachstumsvorteil und vermehrtem Risikoverhalten. Der Wachstumsvorteil scheint vorwiegend der Immunflucht geschuldet zu sein und wird gegenüber BA.2 meist mit Werten knapp über 10% pro Tag berechnet. Verstärkend zu diesem Effekt kommt vermehrtes Risikoverhalten zum Tragen, das sich bereits vor der Reduktion der Maskenpflicht am 1. Juni sich im Plateau der Neuinfektionen zeigte.

Eine Zusammenarbeit des Instituts für Infektionsepidemiologie der AGES und dem IMBA (Institute of Molecular Biotechnology of the Austrian Academy of Sciences) verarbeitet nun repräsentative Proben aus allen Bundesländern, die nach Falldatum ausgewertet werden. Ein lang gehegter Wunsch der Seuchenkolumne nach methodischen Details dazu, wird jedoch nicht erfüllt. Sie sind nicht zu erheben. Wöchentliche Auswertungen werden zur Verfügung gestellt. Auffälligerweise berichtet Ulrich Elling vom IMBA für die Kalenderwoche 23 (vorletzte Woche) von den vier neuen Virusvarianten folgende Anteile: BA.5 gut 50%, BA.4 knapp unter 5%, BA.2.12.1 etwas mehr als 5% und BA.2 weniger als 40% . Die AGES berichtet in ihren Rohdaten von 28,5% für BA.4/BA.5 und differenziert nicht weiter, ebenso wie es das IMBA für die Wochen zuvor machte (siehe folgende Abbildung). Das Prognosekonsortium spricht von 30,9% (modelliert?) und beruft sich auf die AGES. Man würde sich hier doch mehr Abstimmung und Information zur epidemiologischen Methodik wünschen. Es ist ja ein gemeinsames Projekt von IMBA und AGES. Der epidemiologischen und bioinformatischen Aufarbeitung kommt hier besonderer Stellenwert zu, weil letztlich adäquate Beschreibungen, Modellierungen (mit Sicherheitsintervallen) erfordern, dass in die Berechnung Details zu den Fallzahlen einfließen.

IMBA macht im Prinzip keine Ganzgenomsequenzierungen, sondern Teilsequenzierungen. Luisa Cochella und Ulrich Elling haben, basierend auf Next Generation Sequencing (NGS), eine sehr elegante und kostengünstige Methode (SARSeq – Saliva Analysis by RNA Sequencing) zur Erfassung der DNA-Sequenz des Spike Gens entwickelt, die auch den gleichzeitigen Nachweis von anderen Erregern ermöglicht. BA.4 und BA.5 haben identische Mutationen im Spike Gen, sodass mit SARSeq die beiden Virusvarianten nicht unterschieden werden können. Offensichtlich hat IMBA in der letzten Woche noch andere Gene zusätzlich sequenziert, um zwischen BA.4 und BA.5 zu differenzieren.

Was bedeutet dies nun für die nähere und weitere Zukunft? BA.5 (die Rolle von BA.4 bleibt ungewiss) wird wohl in den nächsten Wochen BA.2 vollständig ersetzen, BA.4 und BA.5 sind sozusagen gerade dabei, dominant zu werden. Ihr Anteil wird Mitte Juli 95% ausmachen. Die jetzige Infektionswelle wird weiter Fahrt aufnehmen und vermutlich schon Ende Juli ihren Höhepunkt erreichen. Der effektive Reproduktionsfaktor ist im Steigen begriffen; er lag Mitte Juni bei 1,21, wie aus der nächsten Abbildung zu entnehmen ist.

Die effektive Reproduktionszahl Re von BA.4/BA.5 allein wird für die Kalenderwochen 21 und 22 (Ende Mai/Anfang Juni) auf 1,37 (95% Sicherheitsintervall 1,34-1,40) geschätzt (so wie in der Schweiz) was einer Verdoppelungszeit von einer guten Woche entspricht. Fest steht, dass BA.5 es nach dem Fall der meisten Reisebeschränkungen, der Test- und Maskenpflichten, nach dem Verzicht auf das Vorsichtigkeitsprinzip aller Voraussicht nach leicht haben wird, sich im Sommer ausgiebig zu verbreiten. Zusätzlich hilft dem Erreger, dass nur eine Minderheit der über 60-Jährigen einen umfassenden Impfschutz mit einer 4. Impfung haben. Die Corona -Kommission („Ampelkommission“) hält in ihrem Protokoll vom 15. Juni lapidar fest: „In den letzten Wochen (konnte) ein erhöhter Anteil an Reise-assoziierten Fällen beobachtet werden. Auch ein Einfluss von kürzlich stattgefundenen Großveranstaltungen kann nicht ausgeschlossen werden. Innerhalb des Prognosezeitraums wird erwartet, dass sich der Fallanstieg in einen deutlichen Zuwachs des Normalpflegebelags  übersetzt.“ Es wird also wieder mehr schwere Verläufe geben, mehr Dringlichkeit zum Handeln. Nicht erst im Herbst. Sondern jetzt.

Wie schlimm diese Welle werden wird, ist noch offen. Wer sich mit BA.1, der ersten Omikron Variante ansteckte, hat kaum Schutz gegen eine erneute Infektion. Noch schlechter ist die Immunität bei Personen, die eine frühere Variante (Originalvirus, Alpha, Delta) hatten, eine eher schlechte Nachricht aus dem Imperial College und anderen Forschungseinrichtungen aus Großbritannien, die der bisherigen Hoffnung, dass jedwede Corona-Infektion den Immunschutz gegen SARS-CoV-2 jeweils erhöht, einen Dämpfer verpasst. Untersucht wurden dabei 731 dreifach mit BioNTech/Pfizer geimpfte Gesundheitsmitarbeitende mit unterschiedlicher Infektionsgeschichte. Einige steckten sich zu Beginn der Pandemie mit der Ursprungsvariante an, einige danach mit Alpha, Delta, Omikron oder waren noch gar nie infiziert. Für die Studie wurden den Personen nach der Booster-Impfung in Zeitabständen mehrere Blutproben entnommen, um die Immunreaktion auf die Omikron-Variante BA.1 zu testen  (Paywall  – 2 Franken, sehr lohnend). Die Forscherinnen und Forscher stellten dabei fest, dass die Antikörper gegen Omikron schon nach wenigen Wochen bei allen dreifach Geimpften viel tiefer waren als gegen die anderen Varianten. Die wichtige T-Zellen-Abwehr gegen schwere Verläufe wurde durch den Booster zwar zuerst verstärkt, war aber ebenfalls nach wenigen Wochen wieder auf einem tiefen Stand.

Dasselbe gilt für eine Infektion mit dem Omikron-Virus, welche einige der 731 Gesundheitsmitarbeitenden nach der dritten Impfung zusätzlich hatten. Dieser weitere „natürliche Booster“ durch die BA.1-Variante hat demnach zwar den Schutz gegenüber anderen Versionen wie Alpha, Gamma oder Delta klar verstärkt, die Abwehr gegen eine weitere Omikron-Ansteckung war aber auch hier nur von kurzer Dauer. Das erkläre, warum sich viele Menschen schon kurze Zeit nach einer Omikron-Infektion erneut damit ansteckten, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Als „überraschend“ bezeichnet die Studie die Erkenntnis, dass Personen, welche von März 2020 bis Mitte 2021 mit der Ursprungsvariante oder Alpha infiziert wurden und sich jetzt noch mit Omikron ansteckten, von dieser erneuten Erkrankung gar keinen zusätzlichen Schutz erhielten. Bis jetzt ging man davon aus, dass jede Infektion, auch mit anderen Varianten, einen gewissen Aufbaueffekt der Immunreaktion nach sich ziehen würde. Nun zeigt die Studie aber, dass eine Ansteckung mit dem Wildtyp oder Alpha den natürlichen Booster-Effekt durch Omikron verhindert. In der im Fachmagazin Science veröffentlichten Studie wird dieser für die Autoren und Autorinnen „unerwartete“ Effekt als „Hybrid-Immun-Dämpfung“ bezeichnet. Hybrid bezieht sich dabei auf den Fakt, dass die untersuchten Personen sowohl eine Infektion wie auch eine dreifache Impfung vorweisen.

Eine etwas kleinere Untersuchung des Impfstoffherstellers BioNTech zeigte, dass doppelt oder dreifach geimpfte Personen durch eine Omikron-BA.1-Infektion ihre Immunität gegen BA.1 und frühere Varianten verstärkten. Für BA.4 und BA.5 wurden aber keinerlei Vorteile gegenüber Geimpften festgestellt, welche keine solche Ansteckung durchgemacht hatten. Die sich aktuell ausbreitenden Varianten betreffen also alle Geimpften genau gleich, egal, ob schon eine BA.1-Ansteckung bestand oder nicht. Das ist schon sehr bemerkenswert, Danny Altmann, Immunologe aus dem Imperial College und Co-Autor findet die Ergebnisse seiner und anderer Untersuchungen bedenklich, weil durch die schnelle Entwicklung des Virus kein „Herdenschutz“ aufgebaut werden kann. Wer sich Anfang Jahr mit BA.1 infizierte, kann sich bereits wieder anstecken. Eine BA.2-Erkrankung bietet hingegen noch Schutz, eine weitere Mutation des Virus könnte aber durchaus auch die Abwehr der von BA.2 Genesenen besser umgehen. Für Letzteres werden auch schon Szenarien diskutiert, was Kandidaten für die nächsten Mutationsschritte in der Evolution von SARS-CoV-2 sind, um neutralisierenden Antikörpern zu entgehen: zusätzlich vor allem Mutationen an den Stellen („Codons“) 444-446 der Rezeptor-Bindenden-Domäne („RBD“).  Aufgrund dieser alles andere als „entwarnenden“ Datenlage ist es ein Hasard, eine Erzählung zu bedienen, die die jetzige „Sommerwelle“, die „Herbstwelle“ massiv schwächen könnte, weil Immunität ausreichend aufgebaut werden könnte.

Dass jedoch eine Infektion mit BA.2 einen gewissen Schutz bietet, bezieht sich auf zwei Fallbeispiele, auf die derzeit starke Welle von BA.5 in Portugal und auf die BA.4 und BA.5 Welle in Südafrika. In beiden Ländern hatte BA.2 zuvor keine starke (schützend immunisierende) Welle ausgelöst. In Österreich hingegen haben sich viele Personen mit BA.2 angesteckt, man erinnere sich an den schrecklichen März mit der dramatischen Reduktion von Leistungen im gesamten Gesundheitssystem und mindestens 1076 Todesfällen. Die Financial Times hat den Anteil der jeweiligen Omikron Varianten an den Krankenhausaufenthalten nach einem Modell des Evolutionsbiologen Tom Wenseleers aus Leuven (Belgien) veranschaulicht.

Auf den ersten Blick irritierte mich die Darstellung zu Österreich: BA.1 und BA.2 nur ein Peak? Stimmt, weil hier die Covid Krankenhausaufnahmen dargestellt sind und nicht die Fallzahlen, die durchaus zwei Gipfel zeigen. In der Abbildung werden die Covid-Krankenhausaufenthalte als Prozentsatz des letzten Spitzenwertes, aufgeschlüsselt nach Virusvarianten gezeigt, und man sieht eine enorme Heterogenität der verschiedenen Länder. Ins Auge stechen die USA, die eine gewaltige BA.1 Welle hatten, aber relativ wenig Infektionsgeschehen mit BA.2, und wo die neuen Virusvarianten sich weniger explosiv verbreiten als in Europa. Keine Erklärung dafür.

Bei den Covid-Todesfällen ist eine Zweigipfeligkeit zwar nicht so deutlich wie bei den Fallzahlen, aber doch angedeutet wahrnehmbar. Wie sich das wohl mit den täglichen Krankenhausaufnahmen darstellen würde? Diese Daten werden über ein Register erfasst („zweitbeste Lösung“) und kommen sehr verspätet; ohne Meldepflicht für Krankenhäuser bleibt das suboptimal. Ein „grober“ Blick auf die Todesfälle zeigt jedoch einen interessanten Unterschied zwischen Delta und Omikron Welle: in der Omikron-Welle waren die Ältesten stärker betroffen und die 65-74-Jährigen weniger. Ob das zu einer sehr unterschiedlichen Krankenhausdauer geführt hat und somit zur Eingipfeligkeit der Krankenhausaufenthalte geführt hat, bleibt offen.

 

Die BA.4/5-Welle in Südafrika ist inzwischen vorüber, mit weniger Krankenhauseinweisungen und Todesfällen als bei der BA.1-Welle im Dezember. Die Zahl der Covid Todesfälle in Südafrika wird unzureichend erfasst, aber Südafrika verfügt über ein ausgezeichnetes System, überzählige Todesfälle („Übersterblichkeit“) zu erfassen. Die Übersterblichkeit in der BA.4/BA.5 Welle betrug etwa die Hälfte im Vergleich zur BA.1 Welle, die bereits sehr deutlich unter jener während der Delta Welle lag. Es gilt zu betonen, dass die Übersterblichkeit nicht allein auf Covid zurückzuführen ist.

Portugals BA.5-Welle scheint ihren Höhepunkt hinter sich zu haben, bei den typisch etwa 3-4 Woche nach der Diagnose Infektion mit SARS-CoV-2 auftretenden Todesfällen zeigt sich das (gerade noch) nicht. In Portugal war die Zahl der Todesfälle und Krankenhauseinweisungen ähnlich hoch wie bei der ersten Omikron BA.1-Welle.

Was können wir aus den beschriebenen Studien und epidemiologischen Daten für Österreich ableiten? Wie erwähnt, ganz sicher keine generelle „Entwarnung“. Bei uns wird, schon in der „Sommerwelle“, die hohe Zahl der zu erwartenden Infektionen auch wieder zu Störungen am Arbeitsplatz durch Krankenstände führen, verschärft durch urlaubsbedingte Abwesenheiten. Keine geringe Zahl an Menschen wird durch die neue Welle Long Covid entwickeln. Selbst wenn diese Wahrscheinlichkeit durch eine Reinfektion kleiner werden sollte (man weiß es nicht genau), wird insgesamt die Zahl doch höher. Und dass die jetzt in Gang gekommene „Herbstwelle“ wegen der relativ vielen BA-2-Infizierten bei uns ausfallen würde, war leider ein Irrglaube – diese Welle könnte bestenfalls schwächer ausfallen als in den zitierten Beispielen Portugal und Südafrika.

Im Gegensatz zu früheren Wellen ist keine Impfkampagne für die Gesamtbevölkerung geplant. Ob man sich jetzt ein 4. Mal impfen lassen sollte, wird oft gefragt. Meine 4. Impfung war Ende März (2021 70 Jahre alt geworden), weshalb hier auf die Seuchenkolumne vom 30. März verwiesen wird, wo Vieles dazu gesagt wurde: „Die Wahrscheinlichkeit, mich bis zum Herbst (also vor der 4. Impfung) anzustecken schätze ich sehr hoch ein, nicht so wie Mathematiker in Österreich, die ab Mitte Mai neue Infektionen gegen Null gehen sehen. Als pensionierter Kliniker habe ich „Null“ immer als recht wenig angesehen, aber zur genauen Beurteilung einer Null fehlt mir die Ausbildung. Tatsächlich teilen einige „Experten“ meine Meinung (Paywall), dass Öffnungsschritte die Fallzahlen hochtreiben. Die dadurch entstehende Immunität treibt sie wieder runter, das allmähliche Nachlassen des Immunschutzes treibt sie wieder hoch, das wärmere Wetter treibt sie runter. Deshalb kehren wir nicht mehr zu dem Punkt zurück, an dem wir im Frühsommer 2021 waren, als die Fälle sehr, sehr niedrig waren (Adam Kucharski). Im Unterschied zu den anderen Atemwegsinfekten werde das Virus im Sommer vorerst nicht verschwinden, „auch nicht aus den Spitälern“ (Christian Althaus). Zu ergänzen wäre, dass die die Wellen derzeit durch das Auftreten neuer Varianten stark angetrieben werden.

Seit Anfang des Jahres testen Pfizer/BioNTech und Moderna einen auf die Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoff in klinischen Studien. Ergebnisse sollten in den nächsten Wochen vorliegen. Moderna teilte in einer Pressemitteilung mit, dass der Zwei-Komponentenimpfstoff (mRNA1273.214, enthaltend den bisherigen Impfstoff und zusätzlich den auf Omikron angepassten Impfstoff) im Vergleich zum Originalimpfstoff zu einer 8-fach stärkeren Antikörperantwort gegen Omikron führt. Aber das bezog sich doch auf die Omikron Variante BA.1, sind wir deshalb in der Bredouille für den Herbst/Winter? Nein! Aber dann müssen die Regulierungsbehörden den Impfstoffherstellern einen klaren Auftrag erteilen, wie der Impfstoff zusammengesetzt sein soll, z.B. mit BA.2 oder BA4. oder BA.5 und wohl kaum mit BA.1. Es ist bisher mehr Zeit vergangen, als uns ursprünglich weisgemacht wurde. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat am 28. Juni ein öffentlich zugängliches Treffen geplant. Man rechnet mit einem solchen Schritt auch der europäischen Behörde EMA. BioNTech-Chef Ugur Sahin forderte eine diesbezüglich weltweit einheitliche Vorgehensweise. „Je nach Entscheidung der Behörden könnte ein angepasster Impfstoff im August, September oder Herbst genehmigt werden“, so Ugur Sahin Ende Mai. Die Zeit drängt.

Wird Österreich auch genügend Impfstoff von Moderna haben? In der Schweiz und Deutschland wurde offiziell über genügend Moderna Impfstoff berichtet. Auch hier nervt Österreichs Intransparenz.

 

Wie oft haben Gesundheitsverantwortliche mit dem Slogan „man soll das Buch doch nicht von hinten lesen“ um sich geschmissen. Aber schon wieder so zu tun, also ob die jetzige Welle so nicht abzusehen war und es womöglich die letzte Welle sein könnte, ist unerträglich. Genauso, wie das „da kann man halt nichts machen“ und dabei die „Jahrhundertchance“, die Luftqualität in Innenräumen mit besseren Belüftungssystemen, CO2 Messgeräten zur Beurteilung, wie es um die Luftqualität steht und mit Luftfiltern zu verbessern, nicht oder nicht ernsthaft genug anzugehen.«


Distance, hands, masks, be considerate!

Ihr Armin Thurnher

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