Elegie auf Rubina Möhring
Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 668
Abonnieren Sie Armin Thurnhers Seuchenkolumne:
Rubina Möhring, 1950-2022 Foto Czernin Verlag
Ach, Rubina. Jetzt hat dich der Krebs doch besiegt, das sieht dir so
gar nicht ähnlich. Dein Optimismus und deine Natur, sie
schienen auf längere Dauer gerichtet. So schien es, trotz Krankheit, so
kann man sich täuschen. Täuschen ließest du dich nicht gerne,
abspeisen nicht mit dem österreichisch-politischen Weichbrei.
Ist es zwei Jahre schon her, dass wir das letzte Mal
sprachen, öffentlich, und doch bizarr? Schön war das, über
Öffentlichkeit, unser Thema, auf Zoom, nur zeichnete niemand
auf es, wir ließen es uns nicht verdrießen und wiederholten das
Ganze. So gut wurd’ es nimmer, aber es ging. So warst du,
unverdrossen, Spielverderberin nimmer, und immer
voll engagiert. Ich verdanke dir viel. In den Wendezeiten warst
du es, die auf 3sat sprechen mich ließ, unverhofft, als es
nicht sehr am Platz war, einen wie mich zu befragen. Gerade
das aber spornte dich an. Du machtest dich nicht sehr beliebt bei den
Chefs. Dass dürr ihre Nachrufe blieben, war nicht recht erstaunlich.
Du aber ließest es dich nicht verdrießen. Warst ideal als die
Chefin Reportern ohne Grenzen; sahst wach die Gefahren für
Demokratie und Recht, die da lauern in der Zerstörung von
offenem Dialog und ernsthaftem Journalismus.
Ausgezeichnet zu Recht, war dir doch keine Öffentlichkeit zu
klein und keine zu wenig wichtig. Auf Okto, dem Wiener
Fernsehkanal moderierten gemeinsam mit anderen wir eine
Sendung, viele Jahre lang. „Medienquartett“ hieß sie, Geld gab es
keines, doch saßen wir manche Stunde, bereiteten vor, solide war’n
immer deine Papiere, nichts war geschludert und nie ließest
du uns Amateure spüren den Profi, der du ja
warst. Und Mo, dein schwarzer Labi ließ sich dabei um die
Wette streicheln. Oft hab ich dich dann anmoderiert,
„Präsidentin Reporter ohne Grenzen Österreich“, so
lautet der Titel, korrekt, und bitte nicht vergessen, den
Blog im Standard. Nein, Rubina, den Blog haben wir
nicht vergessen, und nicht, was du hinterließest. Die Botschaft:
Pressefreiheit, der Pfeiler der Demokratie, öffentlich-
rechtlich mit Vorbildfunktion, und nicht zu vergessen das
Menschenrecht Meinungsfreiheit. Wo so viel Recht, da viel Sorge.
Staatsfern und unabhängig sei der öffentlich-rechtliche
Rundfunk, das zu betonen wurdest müde du nie, und
keine Kunden das Publikum, sondern Gesellschaft, auf Augen-
höhe zu informieren. Und unabhängige Aufsichts-
räte. Unbequem war das alles in der Ohren der
ORF-Chefs. Wir aber haben, wie viele Kolleginnen, es
gut im Ohr. Und deine Klagen über die Opfer, die
Toten, für Freiheit der Presse ermordet, gefoltert, gefangen.
Nichts davon woll’n wir vergessen. Und dich, Rubina, die’s öffentlich
machte, bekämpfte, beklagte, mutig, goschert, ohne
Hinsichtl-Rücksichtl – dich, Rubina, vergessen wir gar nicht.
Distance, hands, masks, be considerate!
Ihr Armin Thurnher