Staatsoperette (Nationalfeiertag special). Aus den letzten Tagen des Sebastian Kurz III

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 557

Armin Thurnher
am 26.10.2021

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Kurz, auf Burg Lichtenfels, allein mit Frischfleisch.

KURZ: Is die Wahnsinnige endlich weg?

FRISCHFLEISCH: Wieso wahnsinnig? Die hat doch nur unser Skript vorgetragen.

KURZ: Sag ich ja. „Es ist nichts zu finden, gehen Sie wieder nach Hause“ – wem fällt denn so etwas ein?

FRISCHFLEISCH: Dir.

KURZ: Besser ein Skript als kein Skript. Wir brauchen jetzt dringend eines.

FRISCHFLEISCH: Wir haben ein Drehbuch, aber es ist nicht von uns.

KURZ: Das wär was ganz was Neues. Bisher haben doch immer wir…

FRISCHFLEISCH: Ich brauch Urlaub.

KURZ: Nix da. du bleibst hier, bis das neue Skript fertig ist. Die Zeit läuft. Können wir nicht die Stadthalle?

FRISCHFLEISCH: Die kostet, und der amerikanische Prediger sagt, er macht’s nicht umsonst.

KURZ: So ein Gfrast. Herrgott, wir danken dir, aber nur wenn sich’s auszahlt. Heut is Nationalfeiertag. Was mach ich da? Den Van der Bellen besuchen?

FRISCHFLEISCH: Der lässt dich sicher nimmer sein Hundsvieh streicheln.

Foto: Facebook/Sebastian Kurz

 

KURZ: Mich hat eh gegraust vor dem Köter. Aber herrliche Bilder!

FRISCHFLEISCH: Du könntest dich einreihen, am Tag der offenen Tür, als Überraschungsgast beim Schallenberg.

KURZ: Warst schon lustiger. Dem Grafen trau ich nicht, der Schallenberg hat einen hohlen Blick. Er spricht so weich. Die Leute sind gefährlich. Was is mit der Salomon?

FRISCHFLEISCH: Die is eh brav. (Liest vor) „In Österreich wagt zum Beispiel so gut wie kein Experte mehr die Ungereimtheiten des Justizapparats (etwa die Verstöße gegen das Briefgeheimnis) zu kritisieren.“

KURZ: Sehr ordentlich. Und der Nowak?

FRISCHFLEISCH: Duckt ab und entschuldigt sich beim Publikum.

KURZ: Feiger Hund. Opportunist. Aber der Jeannée!

FRISCHFLEISCH: Steht auch unter Schock – da: „Es bleibt spannend …Wer Kurz verrät. Wer, statt sich Sorgen um sein Land zu machen, in Sorge um die eigene Zukunft ist. Wer, statt zu arbeiten, über seine Chancen auch beim Platzen der Regierung nachdenkt. Ja, es bleibt ,spannend‘. Und das ist traurig. Fünf Damen und fünf Herren, von denen einige ,wackeln‘. Fünf Damen und fünf Herren, die Sebastian Kurz alles verdanken. Die sich um ihn scharen müssten. Fünf Damen: Elisabeth Köstinger, Karoline Edtstadler, Margarete Schramböck, Susanne Raab, Klaudia Tanner. Fünf Herren: Gernot Blümel, Karl Nehammer, Michael Linhart, Heinz Faßmann, Martin Kocher. Ja, es bleibt in der Tat ,spannend‘. Aber es ist eine ungesunde Spannung.“ Spannend immer in Anführungszeichen, verstehst?

KURZ: Schreiben hat der noch nie können. Aber ich hab geglaubt, der alte Fascho steht wenigstens. Was ist mit den Ablenkmanövern?

FRISCHFLEISCH: Laufen ganz gut, der Richard Schmitt is brauchbar. Die Frau, die die Chats untersucht hat, hat scheint’s was mit einem Staatsanwalt.

KURZ: Macht das die Chats irgendwie anders?

FRISCHFLEISCH: Eh nicht, aber man redt drüber.

KURZ: So blöd können nicht einmal die Medien sein.

FRISCHFLEISCH: Doch, der Kurier kann.

KURZ: Geh, das ist grad so, als würd man mich mit 120 im Ortsgebiet erwischen und behaupten, die Freundin vom Radartechniker hat ein Pantscherl mit dem Bezirksinspektor.

FRISCHFLEISCH: Genau. Wer redet dann noch über deine 120 Sachen?

KURZ: Das Radargerät. Nein, das reicht hinten und vorn nicht. Bringt der Schmitt nix Bessres zsamm?

FRISCHFLEISCH: Er hat noch diesen Plagiatsexperten…

KURZ: Was will denn der? Der soll sich selber plagiieren.

FRISCHFLEISCH: Was Besseres als den Schmitt und die Salomon haben wir dir alleweil zu bieten. Nur halt grad nicht im Moment.

KURZ: Wo ist eigentlich Weißmann?

FRISCHFLEISCH: Der schwächelt schon auf Vorschuss.

KURZ. Das Ausland?

FRISCHFLEISCH: Treulos, sogar Springer lässt aus, Döpfner ist im Reichelt-Schock.

KURZ: Das klingt wieder nach der Freundin vom Staatsanwalt, oder?

FRISCHFLEISCH: Wir tun ja eh, was geht. Kommt halt über Exxpress und Kurier nicht hinaus.

KURZ: Kümmerlich. Fallen denn alle ab? Was macht Freund Babiš?

FRISCHFLEISCH: Hat andere Sorgen.

KURZ: Janša?

FRISCHFLEISCH: Dem geht’s auch nur um die Kohle.

KURZ: Orbán, wenigstens Orbán.

FRISCHFLEISCH: Auf den ist Verlass. Nur wie lang noch?

KURZ: Und Bibi?

FRISCHFLEISCH: Kommt nicht mehr ans Ruder, dem machen sie den Prozess, mit dem koaliert keiner mehr.

KURZ. Quo me vertam?

FRISCHFLEISCH: Der Kardinal lässt sich entschuldigen, er ist per Bahn nach Retz.

KURZ: Platter?

FRISCHFLEISCH: Ein falscher Tiroler.

KURZ: Stelzer?

FRISCHFLEISCH: Jetzt wo gwählt is, kennt er dich nimmer.

KURZ: Mikl?

FRISCHFLEISCH: Rückt auch schon ab.

KURZ: Haslauer! Aber Haslauer!

FRISCHFLEISCH: Ja, Haslauer hält. Aber sein Wording ist gefährlich. Er hält zu dir im Guten und im Schlechten. Erinnere dich an Mitterlehner.

KURZ: Haslauer wird mir den Dolch in den Rücken stoßen.

FRISCHFLEISCH: Und Schallenberg wird dabeistehen und rufen: So mag er fallen.

KURZ: Schallenberg, Fallenberg. Hält denn gar keiner mehr zu mir?

FRISCHFLEISCH: Doch, einer. Eigentlich sind’s zwei.

KURZ: Mahrer?

FRISCHFLEISCH: Wer weiß, wo der schon ist. Nein, besser. Der dich jeden Tag besuchen kommt.

KURZ: Nein, biiitte nicht Sobotka.

FRISCHFLEISCH: Er ist nicht allein.

KURZ: Ohgott, der Hanger. (Schlägt die Hände über dem Kopf zusammen)

Hanger und Sobotka erscheinen. Hanger hat eine Kindertrommel umhängen. Sobotka mit nacktem Oberkörper im Leopardenfell.

SOBOTKA: Exzellenz, wir dachten, wir kommen wieder vorbei, um ein paar Ordres auszufassen für den Ausschuss. Sind doch auch der Meinung, ich soll wieder übernehmen?

KURZ: Was heißt soll? Er muss! Was soll sonst aus mir werden.

SOBOTKA: Denke ich auch. Wir werden sie warten lassen, ich delirier …

FRISCHFLEISCH: Deliberier heißt das.

SOBOTKA: Ich defibrillier derweil noch ein bisschen herum, vielleicht findt sich noch ein Gegeng’schäft.

HANGER. Defibrilliant!

KURZ: Sonst noch?

HANGER: Mit Verlaub, wir haben eine Kleinigkeit einstudiert.

KURZ: Bitte nicht.

SOBOTKA: Zum Nationalfeiertag. Oder soll ich doch die Bures?

KURZ: Nein nein nein. Spiel er, sing er tanz er, nach Herzenslust.

SOBOTKA: Freut es euer Exzellenz auch?

KURZ: Wenn er wüsste, wie erfreut ich bin!

HANGER: Erlauben, der Sobotka hat immer alles ganz hervorragend gemacht.

SOBOTKA: Na, also! (singt, Hanger schlägt dazu die Trommel)

Parlament und Bundesbahn

dahin führt der rote Wahn

mies ist diese Welt, ja mies

überall ein rotes Gfries.

Aus dem Vorsitz mich vertreiben?

He, ich finde euch zum Speiben!

So oft wie ich lachte dort keiner –

lach a bissl, fader Krainer!

Ich baute neu euch dieses Haus

zum Dank treibt ihr mich nun hinaus?

Wo ist da das Gegeng’schäft?

Noch halt ich in der Hand das Heft.

Gegen die Meute kämpf ich an.

Wenn Gegeng’schäfte ich bahn an,

hilft nur der Sebastian.

Einen bessern findst du kan.

Sehr gern besuch ich diesen Mann,

dem schweres Unrecht man getan.

Jetzt sitzt er fest in Lichtenfels

und plant ein Comback, ein recht schnells.

Ihm zu helfen, ist meine Pflicht,

darum verzicht ich sicher nicht.

Lieber verzicht ich auf den Verzicht

und zeig als Präse Zorngesicht.

Lustig ist’s mit Ibiza,

drum bleib ich noch ein bisserl da

und oblieg meinem Pläsier

und obstruier und obstruier.

HANGER: War das nicht hervorragend?

KURZ: (übergibt sich in einen Kübel) Nur Mariazell ist schöner.

SOBOTKA: Gell. Ich glaub, ich werd das bei der ersten Ausschusssitzung vortragen.

KURZ: Absolut. Das macht jeden fertig.


Distance, hands, masks, be considerate!

Ihr Armin Thurnher

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