Staatsoperette: Aus den letzten Tagen des Bundeskanzlers Kurz.

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 553

Armin Thurnher
am 21.10.2021

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Im Hinterzimmer des Bundeskanzleramts. Chor der 59 Medienleute:

Wir sind die Medienleute,

ihr seid die Medienmeute!

Ihr wollt nur hetzen

die Messer wetzen

wir wern euch verpetzen

euch Kretzen

beim Chef,

beim Chef!

Wir sind die Medienleute,

ihr seid die Medienmeute!

Inserate zu streichen

euren Chef zu erweichen

wir wern’s uns erschleichen

ja wir wern’s erreichen

die Message fürn Chef,

die Message fürn Chef!

Wir sind die Medienleute,

ihr seid die Medienmeute!

Hier ist das Inserat

und hier unser Rat

schreibt’s was es hat

dann habt’s ein Format

wie unser Chef,

wie unser Chef!

Wir sind die Medienleute,

ihr seid die Medienmeute!

Grooming macht der Coiffeur

Die Umfrage macht der Frisör

uns ist keine zu schwör

und wenn „Grooming“ wir hörn

denkma eh an den Chef

denkma eh an den Chef!

Wir sind die Medienleute,

ihr seid die Medienmeute!

Ihr wollt nur hetzen

die Messer wetzen

wir wern euch verpetzen

euch Kretzen

beim Chef,

beim Chef!

Die Tür zum Chefbüro öffnet sich. Sebastian Kurz sitzt am Schreibtisch vor einem großen Bildschirm, in dem er sich selbst betrachtet. Ein Stylist macht sich an ihm zu schaffen. Es ist der Coiffeur.

KURZ: Da hinten, hinterm rechten Ohr, steht immer dieses Giftschüpperl ab.

COIFFEUR: Verzeihung, Exellenz, ist besonders widerspenstig, aber das kriegen wir schon hin.

KURZ: Nenn er mich nicht immer Exellenz, Euer Gnaden genügt.

COIFFEUR: Bitte, gern, Exellenz. Aber die Frankfurter Allgemeine hat Exellenz doch den neuen Metternich genannt.

KURZ: Das war 2014. Heute würde die linken Zellen wahrscheinlich sagen, das habe ich durch Inserate gesteuert! Dabei habe ich nie auch nur einen einzigen Auftrag unterschrieben.

COIFFEUR: Das weiß ich, habe selbst gehört, wie Exellenz nur mündlich … Wollt nur sagen, das rechte Giftschüpperl war immer Ihre persönliche Stärke.

KURZ: Er ist ein Trottel. Beim Thür im Fernsehen war es wieder da, das Schüpperl, ich habs in der Kamera gesehen, sehr irritierend.

COIFFEUR: Exellenz waren glänzend, man hat nichts bemerkt.

KURZ: Man vielleicht nicht, aber ich.

COIFFEUR: Bitte, haben alles platziert, warum an jedem Unrecht immer Exellenz schuld sein sollen, die Fetzen, die Unschuldsvermutung, den Zusammenhang, aus dem alles gerissen ist!

KURZ: Der Thür is gerissen. Und neulich im Parlament –

COIFFEUR: Exellenz, da waren die Erscheinung untadelig!

KURZ: Euer Gnaden!

COIFFEUR: Zu Diensten, bin nur ein gewöhnlicher Friseur.

KURZ: Er ist ein gewöhnlicher Tepp. Er soll mich nicht Exellenz nennen, wenn schon, dann Exzellenz, mit „Z“, aber am besten gar nicht. Er soll mich Euer Gnaden nennen. Wenn uns wer hört!

COIFFEUR: Wer sollte uns hören? Die Polizei haben Exellenz unter Kontrolle, und die Justiz auch.

KURZ: Eben nicht mehr, diese Zadic und dieser Kogler wissen nicht, was sich gehört. Lassen diese Linksterroristen von der Staatsanwaltschaft frei herumlaufen und Attentate auf mich verüben.

COIFFEUR: Die Frisur von denen ist, mit Verlaub, eine Katastrophe.

KURZ: Sind ja eh zwei Weicheier in Wirklichkeit.

COIFFEUR: Ein Zausel. Ein Wirrkopf. Sieht man von außen.

KURZ: Was wollte ich? Ich gebe ehrlich zu, bin so zerstreut, das hat mit dem Schüpperl zu tun, vieles kommt mir so fremd vor! Was ist denn los, hebt denn keiner ab?

SEKRETÄRIN: Exzellenz, es ist schon wieder der Sobotka, Sie haben gesagt …

KURZ: Nein, der is grauslich bitte. Den nicht.

SEKRETÄRIN: Das haben Exzellenz ja gesagt.

KURZ: (sich selbst nachdenklich auf dem Bildschirm betrachtend) Ah, jetzt weiß ich wieder. Bring sie mir doch das oe24tv-Video vom Fellner, mit mir und dem Strache, ich muss mich aufheitern, bin extrem unfroh.

SEKRETÄRIN: Das im rotseidenen Geschenkpapier?

KURZ. Genau, mit dem großen Mascherl (zum Coiffeur). Und er, Zopftrottel, packe sich. Wehe ihm, wenn mir das rechte Schüpperl wieder aufsteht!

Coiffeur ab. Kurz steht auf, macht vor dem Bildschirm ein paar Tanzschritte und beginnt zu singen.

Ich bin so froh,

ich bin so froh

dass ich bin do

denn wär ich

anderswo

wär ich nicht do!

Bin ich einmal

nimmer froh

schau ich do

mein Video

dann bin ich

gleich wieder froh.

Ich bin so froh,

ich bin so froh

dass ich bin do

und wär ich

anderswo

wär ich nicht froh.

Die Tür öffnet sich, die Sekretärin bringt das rote Paket mit dem Fellner-Video.

Fortsetzung folgt.


Distance, hands, masks, be considerate!

Ihr Armin Thurnher

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