Staatsoperette: Aus den letzten Tagen des Bundeskanzlers Kurz.
Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 553
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Im Hinterzimmer des Bundeskanzleramts. Chor der 59 Medienleute:
Wir sind die Medienleute,
ihr seid die Medienmeute!
Ihr wollt nur hetzen
die Messer wetzen
wir wern euch verpetzen
euch Kretzen
beim Chef,
beim Chef!
Wir sind die Medienleute,
ihr seid die Medienmeute!
Inserate zu streichen
euren Chef zu erweichen
wir wern’s uns erschleichen
ja wir wern’s erreichen
die Message fürn Chef,
die Message fürn Chef!
Wir sind die Medienleute,
ihr seid die Medienmeute!
Hier ist das Inserat
und hier unser Rat
schreibt’s was es hat
dann habt’s ein Format
wie unser Chef,
wie unser Chef!
Wir sind die Medienleute,
ihr seid die Medienmeute!
Grooming macht der Coiffeur
Die Umfrage macht der Frisör
uns ist keine zu schwör
und wenn „Grooming“ wir hörn
denkma eh an den Chef
denkma eh an den Chef!
Wir sind die Medienleute,
ihr seid die Medienmeute!
Ihr wollt nur hetzen
die Messer wetzen
wir wern euch verpetzen
euch Kretzen
beim Chef,
beim Chef!
Die Tür zum Chefbüro öffnet sich. Sebastian Kurz sitzt am Schreibtisch vor einem großen Bildschirm, in dem er sich selbst betrachtet. Ein Stylist macht sich an ihm zu schaffen. Es ist der Coiffeur.
KURZ: Da hinten, hinterm rechten Ohr, steht immer dieses Giftschüpperl ab.
COIFFEUR: Verzeihung, Exellenz, ist besonders widerspenstig, aber das kriegen wir schon hin.
KURZ: Nenn er mich nicht immer Exellenz, Euer Gnaden genügt.
COIFFEUR: Bitte, gern, Exellenz. Aber die Frankfurter Allgemeine hat Exellenz doch den neuen Metternich genannt.
KURZ: Das war 2014. Heute würde die linken Zellen wahrscheinlich sagen, das habe ich durch Inserate gesteuert! Dabei habe ich nie auch nur einen einzigen Auftrag unterschrieben.
COIFFEUR: Das weiß ich, habe selbst gehört, wie Exellenz nur mündlich … Wollt nur sagen, das rechte Giftschüpperl war immer Ihre persönliche Stärke.
KURZ: Er ist ein Trottel. Beim Thür im Fernsehen war es wieder da, das Schüpperl, ich habs in der Kamera gesehen, sehr irritierend.
COIFFEUR: Exellenz waren glänzend, man hat nichts bemerkt.
KURZ: Man vielleicht nicht, aber ich.
COIFFEUR: Bitte, haben alles platziert, warum an jedem Unrecht immer Exellenz schuld sein sollen, die Fetzen, die Unschuldsvermutung, den Zusammenhang, aus dem alles gerissen ist!
KURZ: Der Thür is gerissen. Und neulich im Parlament –
COIFFEUR: Exellenz, da waren die Erscheinung untadelig!
KURZ: Euer Gnaden!
COIFFEUR: Zu Diensten, bin nur ein gewöhnlicher Friseur.
KURZ: Er ist ein gewöhnlicher Tepp. Er soll mich nicht Exellenz nennen, wenn schon, dann Exzellenz, mit „Z“, aber am besten gar nicht. Er soll mich Euer Gnaden nennen. Wenn uns wer hört!
COIFFEUR: Wer sollte uns hören? Die Polizei haben Exellenz unter Kontrolle, und die Justiz auch.
KURZ: Eben nicht mehr, diese Zadic und dieser Kogler wissen nicht, was sich gehört. Lassen diese Linksterroristen von der Staatsanwaltschaft frei herumlaufen und Attentate auf mich verüben.
COIFFEUR: Die Frisur von denen ist, mit Verlaub, eine Katastrophe.
KURZ: Sind ja eh zwei Weicheier in Wirklichkeit.
COIFFEUR: Ein Zausel. Ein Wirrkopf. Sieht man von außen.
KURZ: Was wollte ich? Ich gebe ehrlich zu, bin so zerstreut, das hat mit dem Schüpperl zu tun, vieles kommt mir so fremd vor! Was ist denn los, hebt denn keiner ab?
SEKRETÄRIN: Exzellenz, es ist schon wieder der Sobotka, Sie haben gesagt …
KURZ: Nein, der is grauslich bitte. Den nicht.
SEKRETÄRIN: Das haben Exzellenz ja gesagt.
KURZ: (sich selbst nachdenklich auf dem Bildschirm betrachtend) Ah, jetzt weiß ich wieder. Bring sie mir doch das oe24tv-Video vom Fellner, mit mir und dem Strache, ich muss mich aufheitern, bin extrem unfroh.
SEKRETÄRIN: Das im rotseidenen Geschenkpapier?
KURZ. Genau, mit dem großen Mascherl (zum Coiffeur). Und er, Zopftrottel, packe sich. Wehe ihm, wenn mir das rechte Schüpperl wieder aufsteht!
Coiffeur ab. Kurz steht auf, macht vor dem Bildschirm ein paar Tanzschritte und beginnt zu singen.
Ich bin so froh,
ich bin so froh
dass ich bin do
denn wär ich
anderswo
wär ich nicht do!
Bin ich einmal
nimmer froh
schau ich do
mein Video
dann bin ich
gleich wieder froh.
Ich bin so froh,
ich bin so froh
dass ich bin do
und wär ich
anderswo
wär ich nicht froh.
Die Tür öffnet sich, die Sekretärin bringt das rote Paket mit dem Fellner-Video.
Fortsetzung folgt.
Distance, hands, masks, be considerate!
Ihr Armin Thurnher