Staatsoperette: im TV-Studio mit Doktorkhol und Frau Kabarettstadler

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 552

Armin Thurnher
am 20.10.2021

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Die grellsten Erfindungen sind Zitate (Karl Kraus)

INTERVIEWERIN: Was muss man bei einer Hexenjagd vor allem beachten, Herr Doktor Khol?

DOKTORKHOL: Da muss man die Kirche im Dorf lassen. Ohne Kirche keine Hexenjagd!

INTERVIEWERIN: Das ist logisch, vielen Dank für den Hinweis. Und wie geht man dann mit Beweisen um?

DOKTORKHOL: Sehr viele, sehr unangenehme Behauptungen stehen im Raum, von denen eigentlich nichts noch bewiesen ist. Und all das, was Sie jetzt in Ihrer langen Vorgeschichte aufgezählt haben, berührt einen außerkriminellen Rahmen. Das heißt, das sind alles Dinge, die weit weg von irgendeiner strafrechtlichen Verantwortung sind.

Im Studio von Report, 19.10.21 Screenshot @ ORF

INTERVIEWERIN: Ah, da kommt Frau Kabaretdstadler! Frau Ministerin, sie symbolisieren ja die Schönheit unserer Verfassung, wie sehen Sie das?

KABAREDTSTADLER: Das hat unsere ehemaliger Bundeskanzler Kurz auch gesagt! Er würde manches nicht mehr so formulieren. Wir müssen schon einen Schritt zurückgehen.

INTERVIEWERIN: Jetzt schon?

DOKTORKHOL Es ist eigentlich nichts noch bewiesen.

KABAREDTSTADLER: Unser ehemaliger Bundeskanzler hat gesagt, er wird alles tun, um da auch mitzuwirken und mitzuarbeiten.

INTERVIEWERIN: Bei den Chats?

KABAREDTSTADLER: Hier gab’s auch Handyauswertungen, die gar nichts mit strafrechtlichen Tatbeständen zu tun haben und die einfach Menschen an den Pranger stellen, und das prangere ich schon an.

INTERVIEWERIN: An den Pranger mit dem Pranger!

DOKTORKHOL: Machen Sie sich nicht lustig. Die Wortwahl in diesen Fetzenbotschaften aus dem Telefon ist etwas, was niemand akzeptieren kann.

INTERVIEWERIN: Fetzenbotschaften aus dem Telefon, das haben sie wirklich schön gesagt.

KABAREDTSTADLER: Das hat der ehemalige Bundeskanzler Kurz auch gesagt, er würde manches nicht mehr so formulieren. Aber ich bitte Sie! Leute die so tun, als hätten sie selbst noch nie Kraftausdrücke in den Mund genommen, das ist wirklich Heuchelei!

DOKTOR KHOL: Jeder, der sagt, er hat nicht schon selber Mitbewerber und Gegner mit wenig schmeichelhaften Beiworten gedacht, der ist ein Heuchler.

INTERVIEWERIN: Das kann man Ihnen nicht nachsagen. Sie meinen also…

DOKTOR KHOL: Der Ethikrat hat natürlich auch gesagt, aus dem Zusammenhang gerissen, und es hätte nie an die Öffentlichkeit gehen dürfen. Und er hat natürlich festgestellt, dass Sebastian Kurz sich dafür in einer eigenen YouTube-Sendung, die wir ja alle gesehen haben, entschuldigt hat und es bedauert hat.

KABAREDTSTADLER: Alles aus dem Zusammenhang gerissen! Was ich immer sage! Chats die gedacht sind in einer privaten Kommunikation, haben in der Öffentlichkeit nichts verloren.

INTERVIEWERIN: Ich finde diese Geschlossenheit wunderbar, sie beide sprechen sozusagen mit einer Stimme

DOKTOR KHOL und KABAREDTSTADLER: Das hat der ehemalige Bundeskanzler Kurz auch gesagt.

INTERVIEWERIN: Ich möchte noch einmal zu Handyprotokollen…

DOKTOR KHOL: Ich finde es einen echten Skandal und da orientiere ich mich auch an einer Strafrechtsprofessorin der Universität Linz, die das ebenfalls festgehalten hat, dass geheime Vorverfahren publik werden, dass Chats, die der Staatsanwaltschaft vorliegen, geheim gehalten werden müssen, veröffentlicht werden, das finde ich wirklich eines Rechtsstaats unwürdig.

KABAREDTSTADLER: Wir müssen schon einen Schritt zurückgehen und fragen, wie denn diese Chats, von denen wir sprechen, in die Öffentlichkeit gelangt sind. Namhafte Professoren sagen, man muss sich schon einmal anschauen warum das in der Öffentlichkeit diskutiert wird.

INTERVIEWERIN: Manche dieser Professoren sagen dann, sie haben ganz was anderes gesagt. Wie konnte man je sagen, die ÖVP sei eine zerstrittene Partei, wenn alt und jung so schön miteinander übereinstimmen?

DOKTORKHOL: Die strafrechtliche Integrität ist das eine, politischer Anstand geht weiter darüber hinaus. Und ich glaube, dass Sebastian Kurz einen Schulungsweg durchgegangen ist, das ist ja alles vor vielen Jahren passiert und er heute bereits wesentlich reifer und wesentlich gelassener die Dinge sieht und auch vor allem weiß, dass in Österreich auch die größten Geheimnisse, die größten Grundrechte nicht geschützt werden und dass es eine systematische Grundrechtsverletzung und Persönlichkeitsschutz von Schuld vermuteten Politikern gibt.

KABAREDTSTADLER: Das hat der ehemalige Bundeskanzler auch gesagt. Ich werde mir als ehemalige Richterin nicht anmaßen, eine Einschätzung zu treffen, aber ich erwarte mir, dass das alles rasch aufgeklärt wird und nichts dabei herauskommt.

INTERVIEWERIN: Ich danke Ihnen. Ich glaube, wir können zusammenfassend sagen, dass vieles von dem, was sie gesagt haben, auch unser ehemaliger Bundeskanzler gesagt hat.

DOKTOR KHOL und KABAREDTSTADLER: Den lassen wir uns doch von ein paar verhetzten Journos und windigen Staatsanwälten nicht madig machen. Hoch Kurz!


Distance, hands, masks, be considerate!

Ihr Armin Thurnher

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