Hierdaseindürfen. Dem Maturanten ohne Milde, der Kinder bei Nacht abschieben lässt.
Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 318
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Sebastian Kurz in der Stadthalle, 2017 Foto © Christian Fischer
Du mit den Jugendmessen in der Stadthalle. Jugendmassen
beteten dich an. Es sind Kinder, zu dir ließest sie kommen
gewandetest sie in Türkis und hattest Lichtkegel, sie anzustrahlen
nach altem Brauch der begnadeten Reiche.
Dein Glaube an dich führte dich zu den Evangelikalen
wo Seim, über dich ergossenen Seim du nicht von dir wiesest.
Vater, wir danken dir so sehr. Für die Weisheit, die du ihm gegeben hast.
Für das Herz, das du ihm gegeben hast für dein Volk.
Fürbitten halt, teilte anderntags kalt dein Sprecher mit.
Überrascht seist du selbst gewesen. Das war eine Lüge.
Vater wir danken dir so sehr. Wo ist dein Herz, Sebastian?
Lacht es im Leib, dass du die Wut der linken Kamarilla
weckst, kannst du damit dein Volk motivieren?
Vater wir danken dir so sehr für diesen Sohn, den du geschickt hast
uns zum Hohn und zu preisen die Weisheit der Kinder.
Diese doch ist die höchste Weisheit, ist es nicht so?
Da tobten die Zehntausende, als du sprachst:
Es ist wirklich eine große Ehre und eine Riesenfreude
hier dasein zu dürfen. Hier dasein zu dürfen, das ist für uns alle
die Freude, du aber teilest sie aus nach Gnadenmaß,
die Freude des Hierdaseindürfens.
Ich möchte mich bedanken für eure Gebete für Österreich
es ist wirklich ein beeindruckendes Bild so viele Christen aus 45
verschiedenen Ländern. Diese aber, Kinder aus dem Land Georgien,
hier geboren, österreichischsprachig im heimischen Dialekt,
freudig hierdaseindürfend. Aber sie freuten zu früh sich.
Man sah ihn dir an, deinen Zwiespalt. Die übliche Schwäche –
verärgern die da sind oder die Frommen zuhaus zu befremden?
Protest gegen die am 28.1.2021 im Dunkel der Nacht vollzogene Abschiebung von Mitschülerinnen nach Georgien Foto © Florian Klenk
Du entschiedest dich für die Mehrheit des Augenblicks
es ist wirklich ein beeindruckendes Bild so viele Christen.
Bilder beeindrucken dich immer. Schöne und schreckliche sind es.
Das schreckliche ist nur der Mehrheit Anfang,
du kennst deinen Rilke, schwankend wie im Kleinwalsertal,
als dir nicht Festigkeit fehlte, als dich nur fragtest, welches Bild
dir mehr bringt: der Abstand als Anstand, oder der Schulterschluss.
Schulterschluss sagte dein Herz. Abgesehen davon hast du keines.
Du hast dein Herz im Kleinwalstertal verloren.
Oder in deinem Hinterzimmer, Lauwarmer,
mit deinen schlauen Beratern im Message-Massage-Salon,
dieser Obzönität der Nation, wo sie Fakten zu Sprüchen massieren
und demoskopische Zahlen auf Phrasen herunterbrechen.
Lesbos: Klamm im Schlamm, bringt drei Prozentpunkte mehr
als würden wir sie aufs Trockene holen. Ratten gibt es
nur auf der Nachbarinsel und im Hinterzimmer schon gar nicht.
Dort ist Hilfe vor Ort alles warm und manierlich amerikanisch geschult,
Prozesse laufen fein und sauber, analytisch gestylte Inhumanität,
gottgefällig Trumpismus light, stets bereit für ein Selfie.
Dort reden wir von Kindern, indem wir cool herunterbrechen.
Wir müssen diese Kinder holen lassen bei Nacht.
Vorzugsweise bei Nacht. Wegreißen von den Freunden
wider jede Vernunft wider jede Menschlichkeit
wider jede Moral wider jedes christliche Gebot.
Wir müssen es machen, die Macht will es so,
willst warmherzig rüberkommen willst Kanzler bleiben?
Kanzler bleiben, Vater, Wir danken dir so sehr.
Lasset die Kinder von mir wegholen bei Nacht, Vater
drei Prozent und dann sechs und dann weg vom Fenster,
das geht nicht. Ich seh aus dem Fenster nächtens
am Ballhausplatz, Vater, du weißt es, und sinne
über die schrecklichen Prozentpunkte und die Bilder
und darüber, dass man bei Nacht vielleicht alles
nicht so gut sieht. Diese Gemeinden und diese Gutmenschen,
Schwarze darunter, echte Bürgermeisterinnen,
dieser Sparkassendirektorpensi und sein Adlatus,
diese Partei ist faul, christlich verrottet, die bedurfte
unserer krupphart türkisen Glasur aus Nichts
sonst wär sie zerfallen, du weißt es, Vater.
Diesen christlichen schwarzen Widerstand brauchen wir nicht,
den werden wir ihnen hinunterbrechen. Nachts.
Die Kinder. Wir müssen sie holen. Weg mit den Kindern.
Nur ein Inländerland bringt uns unsere Mehrheit.
Wir müssen ein Thema stiften auch, Nadelstiche setzen mit
Kinderbildern, damit sich die Impfnadel nicht dreht gegen uns.
Ich träume des Nachts, Vater, vom Impfnadeldebakel
und dass sie merken, wie krass unfähig wir sind.
Vater, gib mir die Kraft für diese meine Weisheit
und meine sechs Prozent.
Kinder lasst ihr Nehammer holen vorzugsweise bei Nacht.
Ihr Leben zu brechen macht euch nichts aus, oder doch? Gleichwie, ihr macht es!
Ich hab schon gesprochen vor Tausend Bürgern im Bregenz am Hafen.
Wie viele vor vielen, die sich versammeln in Städten seit Jahr und Tag.
Sie denken nicht dran, euch eines Tages herunterzubrechen
nach Art der Wutbürger. Es sind keine Wutbürger,
es sind Sorgenbürger. Menschenbürger. Wohl wütend auch.
weil heruntergebrochen wird der Rücken von Kindern
die Leben von Unschuldigen einzig zum demoskopischen Nutzen
von dir, Maturant ohne Milde, von Schall- und Rauchenberg,
von Jahammer und Nehammer, von Herrn und Frau Grünjammer.
Dilettanten in allem bis auf euer abgefeimtes Machiavellispiel
mit gekauften Medien und machtfrommen Marionetten.
Zu meinem eigenen demoskopischen Wohl gestattet mir heute,
auf euch herunterzubrechen.
Ihr seid zum Kotzen.
Distance, hands, masks, be considerate!
Ihr Armin Thurnher