Der kluge Kater bewundert Machtwörter und kneißt die Testgesellschaft

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 298

Armin Thurnher
am 08.01.2021

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Kater: Hast du die Feiertage gut hinter dich gebracht?

Ich: Warum fragst du so hinterhältig? Dich brauche ich angesichts deines Gewichts nicht zu fragen. Außer hinter dem Ofen zu liegen fällt dir ja nicht viel ein.

Kater: Doch, vor dem Ofen liegen. Oder vor einem anderen Ofen zu liegen. Öfen werden unterschätzt.

Ich: Nicht von dir. Hättest du ein Religionsbekenntnis, wäre es Feueranbeter.

Kater: Ich bin froh, ohne Bekenntnis existieren zu dürfen. Feuer ist allerdings eine jener Errungenschaften, um die ich euch Menschen beneide. Um die Pandemie weniger. Ich finde es ziemlich bemerkenswert, wie schlecht eure Gesellschaft damit umgeht.

Ich: Woran denkst du da genau?

 

Skeptiker, besteht auf Katzenkorrektheit: Kater Hannibal

Kater: Ich sehe es ganz allgemein. Ist nicht diese Regierung für ihre ganz neuen, frischen Möglichkeiten gewählt worden? Habe ich da nicht etwas von neuem Stil gehört?

Ich: Kater, ich fürchte, du darfst nicht alles glauben, was du hörst. Diese schwarzen Burschen mit dem türkisen Zuckerguss regieren seit 1986 ohne Unterbrechung! 35 Jahre lang!

Kater: Regieren die nicht neu? Dieser Neue da sieht ja echt neu aus, obwohl man sich jetzt schon ein bisschen an ihm abgesehen hat.

Ich: Das ist ein Wunder, das sich nur mit unseren finsteren Zeiten erklären lässt: bei Nacht sind alle Kanzler grau.

Kater. Das ist wieder einer deiner katzenfeindlichen Sprüche. Denk darüber nach, wen du kränkst! Deinen Lebenspartner! Du bist kein korrekter Mensch, sei nicht stolz drauf. Kann man Leute echt so hereinlegen, dass die jemanden wählen, der dann, wenn’s drauf ankommt, nichts zustande bringt?

Ich: Darin besteht ja die politische Kunst, Kater! Man braucht bloß ab und zu so zu tun, als spräche man ein Machtwort.

Kater: Machtwort – das spricht man, wenn man alles falsch macht? Hat der Machtsprecher überhaupt Macht?

Ich: Nicht über den Gesundheitsminister. Er hat zumindest Macht genug, den Machtschmäh verbreiten zu lassen. Das ist schon die halbe Macht.

Kater: Haben diese Neumachtmenschen nicht der Bürokratie den Krieg erklärt, arbeiten die nicht mit amerikanisierten Beratern in diesem – wie sagst du immer – Message-Salon? Klingt irgendwie nach Prostitution für meine Ohren, aber was weiß unsereiner.

Ich: Kater, das klingt nur so. Im Message-Salon werden hochseriöse Dienstleistungen zur Befriedung der österreichischen Bevölkerung erbracht. Ein äußerst ehrbares Gewerbe, eines der ältesten, das Einflüsterer-Gewerbe der Schlangenzungen.

Kater: Aber die Flüsterer bringen nichts zustande. Gab’s da nicht auch diese Generalsekretäre, die den unfähigen Beamten anschaffen sollen, wo’s langgeht?

Ich: Kater, du liest ja Zeitung, Chapeau! Was nicht in der Zeitung steht, kannst du nicht lesen. Dort müsste nämlich stehen, dass die Kontinuität dieser schwarzen Parteidominanz in der Beamtenschaft zu einer stetigen Abwertung geführt hat, zu einem Downgrading, wie man im Salon sagt, weil kontinuierlich Günstlinge in die Ämter kommen – alle von einer Partei.

Kater: Die türkisen Neumachtmenschen befürworten doch die belebenden Wirkungen von Konkurrenz?

Ich: Nur bei den anderen. Nicht, wenn es um ihre eigene Klientel geht. Im schrumpfenden Parteienstaat gehen die Posten aus. Schau dir doch das BVT an, was dort von schwarzen Innenministerinnen und Ministern angelegt wurde: ein Sumpf an Inkompetenz.

Kater: Den legt Nehammer mit seinem niederösterreichischen Knowhow ja gerade trocken (verzeih, ich wollte auch einmal lustig sein!). Nein, lass uns über die Pandemie reden. Warum schaffen die es nicht, einen Impfplan zu erstellen? Warum ist alles so konfus, so nebulos? Warum stellen sie jetzt indirekt die EU hin, als hätte die bei der Impfstoffbeschaffung versagt?

Ich: Um von der eigenen Unfähigkeit abzulenken. Die EU, das sind ja sie selber. Trotzdem funktioniert der Einserschmäh immer wieder. Warum sie keine Pläne schaffen? Weil sie nicht agieren, sondern nur reagieren.

Kater. Was willst du damit sagen?

Ich: Sie machen reaktive Politik, die nur mit Umfragen auf das reagiert, was sie an Emotionen und Ressentiment im Volk gerade aufspüren. Und sie tun nur das, was ihnen Zustimmung verspricht. Das ist die einzige Idee, der einzige Plan, den sie haben. Die anderen haben nicht einmal den.

Kater: Das heißt, sie machen einen permanenten politischen Test?

Ich: Schlaues Kerlchen! die österreichische Bevölkerung ist im Dauertest, wird permanent abgefragt, untersucht, inspiziert.

Kater: Ohne dass es sie in der Nase kitzelt?

Ich: Genau. Das merken sie nicht.

Kater: Und die Covid-Massentests des Bundeskanzlers, sinnlos, teuer und keiner Strategie zuzuordnen, setzen das auf pseudo-epidemiologisch fort.

Ich: Das hätte ich nicht schöner sagen können.

Kater: Ich möchte jetzt einen kleinen Test machen. Was glaubst du, bedeutet es, wenn du in der Nähe meiner Futterschüssel bist und ich schnurrend an deinen Beinen entlangstreife?

Ich: Ok, verstanden. Wild oder Pute?


Distance, hands, masks, be considerate!

Ihr Armin Thurnher

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