Tramezzini statt Coronakanzler. Der kluge Kater bringt mich auf andere Gedanken

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 263

Armin Thurnher
am 04.12.2020

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Ich: Lockdown, Lockern, Kanzlerlügen – wie kommen wir da wieder raus, Kater?

Kater: Ich schlage vor, du lässt dich nicht dauernd von diesem Entenschwanz-Kanzler ablenken und dringst zum Wesentlichen vor.

Ich: Was meinst du mit Entenschwanz-Kanzler? Was meinst du mit wesentlich?

Kater: Du hast heute bohrende Fragen! Ich kannte einmal eine Katze, die trieb den Dialog so weit, dass sie am Ende fragte: Was meinst du mit „warum“?

Ich: Und, was hast du geantwortet?

Kater: Ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich ihr die Krallen gezeigt habe. Das würdest du jetzt auch gern tun, was?

Ich: Genau. Entenschwanz-Kanzler, was soll das?

Kater: Mir ist nicht entgangen, dass du gestern in einem Anfall von Maturantenhumor ein Foto des stets perfekt gegroomten Kanzlers gepostet hast, weil hinten aus seiner Frisur etwas abstand, das du als Entenschwänzchen bezeichnet hat.

Foto © ORF

Ich: Ja, ich habe es auf dem Foto für mich eingeringelt, weil ich es nicht glauben konnte, aus Jux in den Text eingefügt und gleich wieder gelöscht. Als ich die Kolumne ins Netz stellte, tauchte der eingeringelte Entenschwanz wieder auf.

Kater: Entenringelschwanz, was? Wolltest wohl eine These draus entwickeln, wenn sich die strenge Silhouette auflöst, hält das ganze türkise Konstrukt nicht mehr. Ich kenne dich.

Ich: Kater!

Kater: Peinlich für dich! Vergiss die Auflösungsthese. Dem glauben sie alles, solange Geld fließt. Der Entenschwanz war dein Wappler, sozusagen.

Ich: Ich wusste gar nicht, dass du in österreichischer Pressegeschichte bewandert bist!

Kater: Wer könnte das vergessen? Als die Illustrierte News in ihrer Hochblüte ein Stiefellecker-Interview mit dem damaligen Bundeskanzler Klima brachte, schrieb ein lustiger Layouter im Interview statt „Klima“ immer „Wappler“. Vielleicht war es auch Stehsatz.

Ich: Aber es blieb stehen und erschien.

Kater: Genau. Wie dein Entenschwanzlerkanzler.

Ich: Ich habe es dann doch geschafft, das Bild zu löschen. Es war im Cache, haben sie mir erklärt, da konnte man nix machen.

Kater: Es ist eh wurscht. Nur du hast dich aufgeregt, allen anderen war es egal. Lass uns doch etwas Sinnvolleres machen.

Ich: Wenn du so redest, kannst du nur an Essen denken.

Kater: Genau. Du hattest doch kürzlich Besuch, und ich sah dich in der Küche, aber ohne zu kochen. Sah aber ganz so aus, als würde es für unsere Serie „fett, aber ungesund“ taugen.

Ich: „Unsere Serie“, du bist ganz schön besitzergreifend, pelziger Freund. Weiß du, wie dich meine Frau nennt?

Kater: Die war nie gut im Namengeben.

Ich: Mottenpelz!

Kater: Aha. Dann soll sie mich öfter striegeln. Ich werde vornehm darüber hinwegsehen, wenn du mir verrätst, was du da zusammengemanscht hast. Duftet nicht übel.

Ich: Das waren Füllungen für Tramezzini. Empfehlenswerter Zeitvertreib in Coronazeiten.

Kater: Also, schildere.

Ich: Die Basis ist Mayo. Brauche ich dir nicht mehr zu erklären, du liest ja Falter.

Kater: Das waren raffinierte Luxusvarianten!

Ich: Genau. Die Basisvariante ist einfach: ein Eidotter mit etwas Senf mixen, Pflanzenöl (Sonnenblumen, nicht Oliven) tröpfchenweise zufügen, dann immer mehr, bis die Mayo gerinnt. Dann etwas Zitronensaft dazu, würzen, fertig. Pro Dotter kann gut 1/4 l Öl verwendet werdet. Zutaten sollten alle gleich warm sein.

Kater: Ok, dann haben wir die Mayo. Und dann?

Vorne: Lachs-Salat, links Spinat – Mozzarella, Mitte: Thunfisch

Ich: Machen wir die verschiedenen Füllungen. Dafür kochen wir einmal zwei, drei harte Eier und hacken sie klein. Thunfischfüllung: eine Dose Thunfisch mit Olivenöl, etwa ein Esslöffel gehacktes Ei, ein Esslöffel Mayo. Mischen, salzen, pfeffern, fertig.

Kater: Und dann?

Ich: Siehst du dieses Päckchen? Kaufe ich im Supermarkt. Tramezzinibrot. Weiß, weich, ungesund. Kommt in langen rechteckigen Lappen. Leg einen auf ein Brett, bestreiche ihn zuerst dünn mit Mayo, dann dick mit der Thunfisch-Ei-Paste, lege den zweiten ebenfalls dünn mit Mayo bestrichene Brotlappen drüber, schneide das Ganze mit einem scharfen Messer in kleine Dreiecke, fertig.

Kater: Mhm. Ich persönlich bräuchte das Weißbrot ja nicht, aber die Italiener schwören drauf, was?

Ich: Ja, so kannst du dir etwas venezianisches Gefühl in den Lockdown holen.

Kater: Sag mir noch ein paar Varianten.

Ich: Lachs, Friseesalat, Ei, alles kleingeschnitten, mit Mayo vermengt. Oder Babyspinat blanchiert, abgeschreckt, ausgedrückt, etwas Zitronensaft dazu, Biomozzarella, beides kleingeschnitten, mit Mayo vermengt. Man kann seiner Fantasie folgen, wenn man es einmal heraußen hat. Gebratene Pilze, Schinken, Käse, Avocado, wie man will, immer Mayo, immer gut würzen. Wenn die Mayo zu fest ist, mit etwas Yoghurt verdünnen.

Kater: Sag, sehe ich dort nicht etwas nur mit Ei?

Ich: Ja, aber das wirst du nicht mögen.

Kater: Ich: Mutmaße nicht, sag einfach, wie es geht.

Ich: Zwei Esslöffel Gervais, ein Esslöffel Creme fraîche, ein Esslöffel Mayo, ein Teelöffel Currypulver, zwei harte Eier kleingehackt, Salz. Gibt den klassischen Eiaufstrich. Wer’s mag, gibt ein klein gehacktes Essiggürkchen dazu.

Kater: Also, wenn du mich fragst: Thunfisch.

Ich: Siehst du, ich bin froh, dass du nicht mich fragst. Aber danke, dass du mich auf andere Gedanken gebracht hast. Corona kann durch Tramezzini nicht bekämpft werden. Immerhin lenken sie ganz gut ab und trösten. Versuchen Sie es!

Weiterhin: keep distance, wash hands, wear masks, stay human!

Ihr Armin Thurnher

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