Trost und Rat für den Lockdown: Hass, fettes Essen und andere Angebote dieser Kolumne

Seuchenkolumne. Nachrichten aus der vervirten Welt 248

Armin Thurnher
am 20.11.2020

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Ihr Kolumnist. Er schreibt für Sie, denken Sie. Falsch. Er schreibt für sich. Dann schreibt er für einige Freunde, deren Urteil ihm etwas bedeutet. Er weiß nicht einmal, ob Sie lesen, was er schreibt. Verfall der Öffentlichkeit. Dann schreibt er natürlich für die Toten, vor denen er standhalten will, die ihm wichtig sind. Denen er seine Texte darbringen möchte. Ein Textfriedhof. Mehr Verfall.

Aber ich möchte auch Nutzen bieten, bilden, erfreuen, aufklären. Ich habe daran gedacht, zum Lockdown eine Serie sündiger Rezepte anzubieten. Kochen, fett aber ungesund. Verantwortungslos, ich weiß es, jedoch, wenn ich den Erfolg bedenke, den unlängst mein Käsemakkaroni-Dialog mit dem Kater hatte… Der Kater wird mein Catering-Konsulent.

Meine Frau zieht missbilligend die Braue hoch. Als Kontrast können wir dann auch Gesundes einstreuen! Ich sage nur: Fermentieren!

Wenn wir schon so reden, bitte ich Sie, freundlich zur Kenntnis zu nehmen, dass ich dem Erfolg nicht auf die übliche Weise hinterherzustreben vermag. Das würde nämlich bedeuten, ohne Ende auf Kroko Kurz einzuprügeln. Das bringt Quote. Seine Message-Control-Cronies buchen das schon längst unter Kasperl-Verfolger-Bonus auf der Haben-Seite.

Man könnte die Kolumne derart mit der gesamten türkisen Riege bestreiten, nach Sobotka-Prügeln besteht ebenfalls starker Bedarf in der Bevölkerung, Blümel und die Damen gleichen diesbezüglich geradezu einem Bettelorden. ORF-Chef Wrabetz ist überraschend unbeliebt, wie mir die Zustimmung zu meinem ihn betreffenden Wutausbruch zeigte, auch Richard Grasl hat Anrecht auf seinen fairen Anteil an Misshandlung.

Aber das geht nicht so einfach, verstehen Sie. Wir kommen da in einen unguten Zyklus, Sie wünschen, ich prügle, und am Ende mache ich, was Sie wollen, statt umgekehrt.

Obwohl, wenn ich bedenke, was in dieser Republik alles deftig ausgesprochen gehört, aber nicht in wünschenswerter Handfestigkeit ausgesprochen wird, hätte ich noch dreihundert Seuchenjahre gut zu tun. Es wird hier also weiterhin wohlartikulierte politische Wut geben. Wut und Hass sind ja zu Unrecht schlecht beleumundet. Wenn es nämlich um den klar artikulierten und gut begründeten Hass gegen Ungerechtigkeit, Nehmertum, Unverschämtheit, Lügengewebe, Verstellungskunst und Schleimerei aller Arten geht. „Hass muß produktiv machen. Sonst ist es gleich gescheiter, zu lieben.“(Karl Kraus)

Der Hass gegen ethnisch andere, gegen weniger Privilegierte, der verhetzte und verhetzende Hass sind nicht gemeint. Aber Hass bloß so zu verteufeln, grenzt an die Kamillentee-Salbadereien gegen Schmutz und Schund von anno dunnemals (gemeint waren Mickey Mouse und Marilyn Monroe). Fehlt gerade noch, dass die neuen Betschwestern des Netzes (Betschwestern natürlich sämtlicher Geschlechter) zur Gitarre greifen und sich zu erbaulichem Friedensgesange begleiten wie weiland Nicole oder Sœur Sourire, falls sich noch jemand an die erinnert.

Das geht nicht. Deswegen müssen Sie hier bekommen, was Sie nicht zuallererst wollen. Von hinten angefangen, beruht die Kolumne auf den Säulen:

Musik

Lyrik

Bücher

Kunst

Sportberichterstattungskritik

Dominic-Thiem-Verehrung

Medienschelte

Überhaupt Schelte

Überhaupt Seuchen

Tiergeschichten

Kochrezepte

Gastspiele des Virologen (unterscheiden sich vom hier gebotenen Rest durch Sachkenntnis)

Politische Wutausbrüche

Message Control Control

Unvorhergesehenes

Im Falter arbeiten sie gerade an einem sogenannten Ratgeberstück, was man im neuen, verordneten Biedermeier zuhause konsumieren könnte und sollte, und ich darf darin in klassische Musik einführen. Das klingt nach einer eigenen Kolumne. Der Kater schaut gelangweilt. Gib Ihnen Fett, sagt er.

Dies ist kein Käsetoast, sonder ein mit Hühnersalat gefüllter (Rezept folgt vielleicht)

Also gut. In der – mit den Käsemakkaroni unzeremoniell eröffneten –  Serie „Ungesunde Küchentipps aus der unmodernen Küche“ verrate ich Ihnen in unregelmäßiger Folge, wie Sie einfache, wohlschmeckende und unerlaubte Dinge zubereiten können. Heute nehmen wir uns den Schinken-Käse-Toast vor, der sich ohne viel Aufwand, nämlich durch Weglassen des Schinkens, in einen vegetarischen, jedoch ebenso ungesunden Käsetoast verwandeln lässt. Dazu brauchen wir einmal ein gutes Toastbrot. Das kann aus dem Packerl kommen, besser wäre eines vom Bäcker, dann aber sehr sauber schneiden, am besten mit der Maschine. Zimmerwarme Butter, Käse (Cheddar, junger Bergkäse, von mir aus Scheibletten), Schinken (vielleicht nicht den sogenannen Toastschinken, der in die passende Form gepresst wird, sondern eine feinere Variante, allerdings sollten die Schnitten nicht zu dick sein).

Wir machen den Toast in einer beschichteten Pfanne, und das geht ganz einfach. Buttern sie ein Stück Toastbrot außen dünn, aber sorgfältig, legen Sie es mit der gebutterten Seite in die Pfanne, darauf das Käsestück, darauf den Schinken, dann wieder den Käse, und darauf das zweite Stück Toast, das Sie nun oben buttern. Dann stellen Sie die Pfanne bei mittlerer Hitze auf den Herd und braten den Toast, eventuell mit einer Spatel ganz leicht andrückend, bis sie sehen, dass der Käse zu schmelzen beginnt; dann drehen Sie den Toast mit der Spatel und eventuell einem Kochlöffel um und rösten ihn auf der zweiten Seite (eventuell die Hitze etwas reduzieren).

Erstaunlich, wie viele Menschen es nun erstaunlich finden, dass sie Kästetoast oder Käseschinkentoast mühelos selber herstellen können, ohne ihn durch eine dieser eng zusammenpressenden, schwarze Rillen einbrennenden Grillpfannen zerstören zu müssen.

Der saftigste Käse-Schinken-Toast Ihres Lebens ist fertig. Diagonal teilen, mit gewünschten ungesunden Beilagen (Ketchup, Mayo, Salzgurke) servieren. Mach noch einen, schnurrt der Kater.

Weiterhin: keep distance, wash hands, wear masks, stay human!

Ihr Armin Thurnher

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