Warum am Dienstag gewählt wird

Das Gesetz, das den Wahltag in den USA regelt, ist über 170 Jahre alt und macht heute keinen Sinn mehr. Im Gegenteil: Es senkt die Wahlbeteiligung


ANNA GOLDENBERG

03.11.2016

Stundenlanges Warten vor Wahllokalen, wie hier in Brooklyn am 6. November 2012, ist in den USA keine Seltenheit (c) Anna Goldenberg

Stundenlanges Warten vor Wahllokalen, wie hier in Brooklyn am 6. November 2012, ist in den USA keine Seltenheit
(c) Anna Goldenberg

Am kommenden Dienstag, den 8. November 2016, haben rund 219 Millionen wahlberechtigte Amerikaner das Recht, zu den Urnen schreiten. Doch werden sie das auch tun? In allen US-Bundesstaaten bis auf North Dakota müssen sich Wähler registrieren. Die Regelungen variieren von Staat zu Staat; mittlerweile sind alle Deadlines verstrichen und Politico berichtete, dass sich bundesweit über 200 Millionen Menschen registrieren ließen. Würden sie alle zur Wahl gehen, wäre das ein neuer Rekord in der Wahlbeteiligung, die historisch nie mehr als 65 Prozent erreichte. 2008 lag die Wahlbeteiligung bei 62 Prozent, 2012 sank sie auf 58 Prozent.

Ein Grund, warum Menschen nicht wählen gehen, ist der Wahltag selbst. Seit 1845 ist das in den Vereinigten Staaten nämlich der erste Dienstag nach dem ersten Montag im November. Der Grund: Damit Bauern in ländlichen Gebieten am Sonntag in die Kirche gehen konnten und ihnen der Montag als Anreisetag zur Verfügung stand. Und heute? Viele Menschen müssen am Dienstag, der kein Feiertag ist, arbeiten. Ob man früher oder per Briefwahl abstimmen darf und ob einem der Arbeitgeber am Wahltag einige Stunden frei gibt, um wählen zu gehen, ist von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden. In seiner Comedy-Show „Last Week Tonight“ kritisiert John Oliver die Folgen des veralteten Gesetzes:

Mehrere Gesetzesvorschläge von Abgeordneten und Senatoren — zuletzt von Bernie Sanders im November 2014 — den Wahltag zu einem bundesweiten Feiertag namens „Democracy Day“ zu machen, scheiterten bislang.