Als Papier zu singen lernte

Wissenschaftlerin Kate Stone präsentiert Printprodukte, die bei Berührung Musik machen


ANNA GOLDENBERG

02.05.2016

Kate Stone, Gründerin von "Novalia", präsentiert ein Printprodukt mit multimedialem Element

Kate Stone, Gründerin von „Novalia“, präsentiert ein Printprodukt mit multimedialem Element

Ein quadratisches Stück Karton, etwa im Format einer Schallplattenhülle, bunt bemalt mit Blumen und Tieren. Kate Stone, die Elektrotechnik und Physik studiert hat und sich selbst „kreative Wissenschaftlerin“ nennt, steht auf der Bühne und berührt mit ihrem Finger eine der Blumen. Elektronische Musik erklingt. „Jede Blume ist ein anderes Instrument“, erklärt sie und aktiviert nach und nach ein modernes Orchesterstück. „Und der Flamingo ist die Acappella-Stimme.“ Begeisterter Applaus.

Stone leitet das Start-Up Novalia in Cambridge und hat sich darauf spezialisiert, Printprodukte — zumeist Karton und Papier — mit interaktiven Oberflächen zu versehen. Ihr erstes Projekt war eine Geburtstagskarte, deren aufgemalte Kerzen zu leuchten begannen, wenn man sie bewegte. Blies man darauf, erloschen sie und es ertönte ein Geburtstagslied. Heute beschäftigt sie sich hauptsächlich mit Musik. Aus diesem Grund ist ihre knapp einstündige Präsentation bei der re:publica 2016 voll mitreißender Beispiele.

Ihr Ziel ist es, ein „natürlicheres Erlebnis der digitalen Welt“ zu kreieren und eine „digitale Seele in physische Dinge“ zu bringen. Das sei nämlich, was die nächste Generation erwarte. „Die Zukunft soll nicht wie etwas aussehen aus ‚Minority Report’, sondern wie aus ‚Mary Poppins’ oder ‚Harry Potter’“, so Stone.

Wenn Stone beschreibt, wie ihre Produkte gemacht werden, bekommt man Lust, es selbst zu probieren — so einfach klingt es: Karton oder Papier, mit Conductive Ink bedruckt, dahinter eine Leiterplatte, die man mit einer Software (die sie jedem in zehn Minuten erklären könnte) steuert, und fertig. Bis jetzt haben vor allem Werbeagenturen ihre Dienste in Anspruch genommen; Stone präsentiert einen interaktiven Katalog, den sie für Audi hergestellt haben. Weil die Technologie so einfach ist, hofft Stone, dass sich Menschen auf der ganzen Welt die Funktionen zunutze machen werden. Ob das Falter-Cover vielleicht eines Tages bei Berührung anfängt zu singen?

Foto (c) Anna Goldenberg