„Alles, was man fürs tägliche Leben braucht, und mehr liegt vor der Türe. So nah, man muss nicht einmal aufs Rad steigen. Wie in einem Dorf. Der Hauptplatz ist das St. Ellas, ein gemütliches Lokal mit der besten Bistroküche – nix G’spritzes, aber die höchste Qualität. Da kenne ich die Wirtsleute, da treffe ich zufällig Leute und bleibe lange mit ihnen sitzen. Den Besitzer des Hotel am Brillantengrund, das den schönsten Innenhof hat, treffe ich auch oft hier.
Was den Siebten für mich noch ausmacht, ist der Hybridcharakter der Geschäfte. Gute Beispiele sind das Beisl Zur Stadt Krems mit der ältesten Kegelbahn Wiens und das Qwstion, wo man Kleidung, Skulpturen von lokalen Künstlern und einen Cappuccino bekommt. Hier geht’s nicht um Effizienz wie in einer Hofer-Filiale. Alles hat eine Geschichte. Wie meine Lieblingsbuchhandlung Posch, die höher ist als breit. Sie gedeiht hier besonders gut, weil die Neubauer, glaube ich, leseaffin sind. Es muss was heißen, dass hier der offene Bücherschrank erfunden wurde.
Dass der Siebte nicht so boboesk ist wie sein Ruf, sieht man an unserem Kebabstand. Weil er ,Berliner Döner‘ heißt, haben meine Kinder geglaubt, der Döner wär’ ein deutsches Nationalgericht. Die Familie, die ihn betreibt, macht die Zutaten selbst und ist unglaublich freundlich. Da gehört dazu, dass man kurz miteinander redet – so wie man das überall in Neubau macht. Ein Eck weiter weht die anonyme Brise der Stadt.“ Protokolliert von Yasmin Nowak
Tarek Leitner ist „ZiB“-Moderator und wettert in seinen Büchern „Mut zur Schönheit“ und „Wo leben wir denn?“ gegen die bauliche Verschandelung Österreichs. Mit dem Besitzer der Galerie WestLicht, Peter Coeln, arbeitet er gerade an seinem dritten Werk